Korea-Premiere

Formel 1 goes Asia

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Südkorea-GP ist bereits 7. Asien-GP im F1-Kalender.

Auf nach Osten! Der Grand Prix am kommenden Sonntag in Südkorea ist das bereits siebente Formel-1-Rennen der Saison in Asien. Rechnet man das auf asiatischem Boden gefahrene Rennen in Istanbul hinzu, ist es sogar schon das achte. Niemand hatte die Sinnhaftigkeit dieses "Going East" am Anfang dieses Jahrtausends besser erkannt als Bernie Ecclestone.

In wenigen Tagen wird der Formel-1 -Chefvermarkter bereits 80 Jahre alt, das richtige Gefühl für die Trends und das gute Geschäft haben den einstigen Gebrauchtwagenverkäufer aber nie verlassen. Ein Ende der Abwanderung nach Osten ist jedenfalls noch nicht abzusehen.

Ab 2011 auch in Indien
Ganz im Gegenteil, denn 2011 kommt ein GP in Indien hinzu. Erst vor wenigen Tagen wurde fixiert, dass es spätestens ab 2015 auch im russischen Sotschi am Schwarzen Meer ein Monaco-ähnliches Formel-1-Rennen geben soll. Auch Südafrika buhlt um ein Comeback im Kalender. Hält der Trend an, wird die Formel 1 im Herzland Europa bald zum Minderheiten-Programm.

Asien winkt mit Werbegeld
Grund für diesen Trend nach Asien sind sowohl das europäische Tabakwerbeverbot als auch zunehmend fehlende staatliche Geldspritzen in Europa. Noch vor zehn Jahren wies der Formel-1-WM-Kalender (17 Rennen) nur zwei Läufe in Asien (Japan und Malaysia) und elf in Europa aus, 2007 waren es vier in Asien. 2010 lautet das Verhältnis Asien/Europa bei insgesamt 19 Rennen schon 7:9 (mit dem auf asiatischem Boden gefahrenen Türkei-GP sogar 8:8). 2011 kommt mit Indien ein weiteres Asien-Rennen dazu, dann werden bei 20 Läufen gleich 12 (inklusive Australien, Kanada, Brasilien, Istanbul) nicht mehr in Europa stattfinden.

Eigenartige Startzeiten
Dass das Ganze auch kuriose Begleiterscheinungen hat, wird akzeptiert. Weil der europäische TV-Markt immer noch der wichtigste ist, müssen die Rennen im Osten teilweise sehr spät gestartet werden. Singapur wurde zwar von Beginn an als spektakulärer Flutlicht-GP geplant, in Malaysia aber etwa muss man ohne künstliche Beleuchtung bis fast in die Dämmerung fahren. In Australien wehrt man sich seit Jahren mit Händen und Füßen gegen eine noch spätere Startzeit als 17.00 Uhr.

Südkorea positioniert sich als Sportland
Mit dem Grand Prix in Yeongam jedenfalls hat nun auch das fünftgrößte Autos produzierende Land der Welt (Kia, Hyundai, GM Daewoo, Renault Samsung, SsangYong) sein Formel-1-Rennen und gehört damit zu den wenigen Nationen, die - neben Asien-Spielen - nach Olympia (Seoul 1988) und der Fußball-WM (2002 zusammen mit Japan) auch Gastgeber der Königsklasse des Motorsports sind. Waren die bisherigen Sport-Veranstaltungen eher Verlustgeschäfte, soll der F1-GP bereits 2013 erstmals Gewinn abwerfen.

Tragende Organisation ist die Korea Auto Valley Operation (KAVO), ein 2006 gegründetes Konsortium, das die Formel 1 als Katalysator für die Entwicklung des Motorsports in Südkorea betrachtet. Mit ihr sollen sowohl die nationale Wirtschaft als auch das internationale Aufmerksamkeit stimuliert werden.

Autoindustrie springt nicht auf
Ganz geht das Konzept aber noch nicht auf. Denn Koreas Autoherstellern sind die Formel-1-Erfahrungen der japanischen Konkurrenten Toyota - Rückzug nach 7 Jahren ohne Sieg trotz Investitionen von 300 Mio. Dollar - und Honda offensichtlich eine Lehre gewesen.

Obwohl man in Korea höchst erpicht ist darauf, speziell in Europa den derzeit bei lediglich 4,5 Prozent liegenden Marktanteil auszubauen, zeigt Hyundai -  bei Olympia und Fußball-WM mit Tochter KIA noch Großsponsor - derzeit kein Interesse an einem Formel-1-Einstieg. Von den großen Marken der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens ist derzeit lediglich der TV- und Handyhersteller LG engagiert. Statt beim Fußball-Club Fulham in der englischen Premier League ist man nun Sponsor bei Red Bull Racing.

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