Oft steht er im medialen Schatten von Jungstar Sebastian Vettel, den viele für einen kommenden Weltmeister halten. Doch Mark Webber ist viel mehr als ein Nummer-zwei-Pilot, das hat der Australier am Samstag im Qualifying zum Formel-1-Grand-Prix von Malaysia eindrucksvoll bewiesen. Webber holte für Red Bull im Regen Pole Position - mit mehr als einer Sekunde Vorsprung.
Seinen Ursprung hatte Startplatz eins in einer gelungenen Reifenwahl genommen, die Webber gemeinsam mit seinem Renningenieur Ciaron Pilbeam getroffen hatte. Webber war im Finish als Einziger auf Intermediate-Reifen unterwegs. "Sie haben das gegen Bedenken des restlichen Teams durchgezogen", verriet Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko der APA. "Mut kann man nicht kaufen."
Obwohl Webber einen verpatzten Saisonstart hingelegt hat, war man bei Red Bull immer wieder darum bemüht, die Gleichberechtigung der Fahrer zu betonen - anders als etwa Hauptkonkurrent Ferrari, der sein Programm hauptsächlich auf WM-Leader Fernando Alonso ausgerichtet zu haben scheint. "Wir sind da anders strukturiert", begründete Marko. "Für uns ist so etwas nie in Frage gekommen."
In einer langen Saison - 17 Grand Prix sind inklusive jenem am Sonntag noch ausständig - könnte es sich als klüger herausstellen, auf zwei Pferde zu setzen. "Dass Webber in den ersten beiden Rennen so weit hinten war, war nicht nur seine Schuld", betonte Marko. "Wir haben zwei sehr gute Piloten." Dementsprechend könne er auch den Druck nicht verstehen, der auf Webber aufgebaut wird.
Der Vertrag des Australiers läuft mit Saisonende aus. Die deutsche "Bild"-Zeitung hatte in der Vorwoche bereits von einem "Geheimplan" berichtet, wonach Webber kommende Saison von Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen abgelöst wird. Der Finne fährt mit Sponsor Red Bull derzeit in der Rallye-WM. "Diese Blödheiten mit Räikkönen kommentieren wir ja nicht einmal", stärkte Marko Webber den Rücken.
Webber hält bisher lediglich bei sechs WM-Punkten. Zum Auftakt in Bahrain war er nach einem Fehler im Qualifying nicht über Platz acht hinausgekommen, zu Hause in Australien landete er nach turbulentem Rennen mit mehreren Ausrutschern und einer Kollision auf Rang neun. Die Malaysia-Pole ist Balsam auf die Wunden. "So etwas ist für jeden Fahrer eine Bestätigung", sagte Ex-Pilot Marko.
Die Startplätze eins und drei durch Webber und Vettel seien womöglich besser als eins und zwei, meinte der Red-Bull-Beauftragte. Beide stehen auf der besseren Spur. In Melbourne war Webber am Start noch von Felipe Massa im Ferrari überholt worden. Ferrari und McLaren gehen von weit hinten ins Rennen, in dem erneut mit Regen zu rechnen ist. "Bei solchen Verhältnissen sind sie aber ruckzuck wieder in den Punkterängen", warnte Marko vor den WM-Rivalen.