Wegen Starkregens wurde die erste Session früh unterbrochen und es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis es weitergehen konnte.
Istanbul. Der Kanadier Lance Stroll hat am Samstag überraschend erstmals eine Pole Position für einen Formel-1-WM-Lauf erreicht und damit auch die Serie des Mercedes-Werksteams beendet. Der Racing-Point-Pilot fuhr im Qualifying für den Grand Prix der Türkei in Istanbul auf nasser Strecke Bestzeit vor Max Verstappen im Red Bull (+0,290 Sek.) und seinem Teamkollegen Sergio Perez (MEX/+1,556). WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton startet am Sonntag (11.10 Uhr/live ORF 1 und Sky) als Sechster.
Die Racing-Point-Fahrer profitierten auf der neu asphaltierten und wegen Regens noch rutschigeren Strecke in Istanbul auch von einer perfekten Taktik. Sie hatten früh auf die weicheren Intermediate-Reifen gewechselt und setzten auf der in der dritten Phase (Q3) weniger nassen Piste die Akzente. Max Verstappen hatte zuvor dominiert, wurde aber zunächst von Perez und nach einer Steigerung dann auch von Stroll übertrumpft.
Der Niederländer aus dem Red-Bull-Team ärgerte sich. "Wenn man den ganzen Tag Erster war, will man nicht Zweiter sein", meinte der WM-Dritte. "Aber im Rennen können wir etwas erreichen." Die Serie von saisonübergreifend 15 Bestzeiten der "Silberpfeile" im Qualifying beendete nicht der 23-jährige Verstappen, sondern der um ein Jahr jüngere Sohn des Team-Investors Lawrence Stroll. Nach neun "Poles" von Hamilton und vier von Valtteri Bottas 2020 nimmt den 14. WM-Lauf der Saison immerhin ein Pilot mit Mercedes-Motor in Angriff.
"Das habe ich nicht erwartet"
"Das habe ich nicht erwartet, ich bin fast etwas schockiert", meinte Lance Stroll nach seiner im Finish des lange unterbrochenen Qualifyings fixierten Bestmarke. "Auf meiner letzten Runde hatte ich volles Vertrauen in mein Auto und habe fast jede Kurve perfekt erwischt", erklärte Stroll, der in bisher 73 Grand Prix zwei Podestplätze (Dritter in Baku 2017 und in Monza 2020) erreicht hatte. "Es ist unglaublich schön, nach schwierigen Wochen so zurückzukommen." Er war nach dem Grand Prix auf dem Nürburgring positiv auf das Coronavirus getestet worden und steht nun als erster Kanadier seit Jacques Villeneuve 1997 ganz vorne.
Die Mercedes-Piloten fanden sich hingegen nie in der bisher gewohnten Position. Hamilton, der wie Verstappen fünf Minuten vor dem Ende auf die Intermediate-Reifen gewechselt hatte, musste sich mit dem sechsten Platz begnügen. Damit könnte es sein, dass der Gewinner von 93 Grands-Prix (Rekord) die Egalisierung der Bestmarke Michael Schumachers von sieben WM-Titeln nicht mit einem weiteren Sieg feiern darf.
Dem Briten würde aber eine Platzierung vor seinem Teamkollegen Bottas, dem einzigen verbliebenen Rivalen, zum Triumph reichen. Der Finne, der acht Punkte mehr als Hamilton holen müsste, um dessen Titelgewinn zumindest hinauszuzögern, war am Samstag Neunter und startet damit zwei Reihen hinter Hamilton.
Eine weitere Enttäuschung setzte es für die Scuderia Ferrari. Sowohl Sebastian Vettel (12.) als auch Charles Leclerc (14.) verpassten die letzte Quali-Phase. Dafür schafften es erstmals in dieser Saison beide (mit Ferrari-Motoren ausgestattete) Alfa-Romeo-Piloten unter die besten zehn, Kimi Räikkönen (FIN) als Achter und Antonio Giovinazzi (ITA) als Zehnter.