In Schönheit turnen

Hämmerle will bis ins Finale tanzen

Teilen

Die Vorarlbergerin darf sich für das Finale keinen Fehler erlauben - Trainer Jones zum Motto: "Denke nur im Moment, denke an nichts Anderes"

Mit fünfjähriger Verspätung wird Elisa Hämmerle ihre ersten Olympischen Spiele erleben. Die Rio-Teilnahme verhinderte ein Achillessehnenriss, für Tokio ist die Vorarlbergerin parat. Gelingt ihr eine perfekte Qualifikation ohne Absturz, ist sogar das Mehrkampffinale der Top 24 möglich. Ihre Stärken hat die 25-Jährige in der Ausführung und dem Tänzerischen. Und das ist in diesem Olympiazyklus nicht vom Nachteil, limitiert sie die Sehne doch etwas in den akrobatischen Elementen.

Die momentane Wertungsvorschriften, die sich in jedem Olympiazyklus ändern, stellen die Schwierigkeit der Elemente nicht so in den Vordergrund, schilderte Hämmerle im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Die Übungen werden zum einen nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung bewertet, am Balken und Boden werden zusätzlich zu den akrobatischen Elementen choreografische und tänzerische Elemente hinzugefügt.

Und Boden und Balken sind auch Hämmerles Lieblingsgeräte: "Dort kann man einfach seinen Charakter zeigen, die andere Geräte sind extrem dynamisch und schnell. Am Boden kommt das Artistische und Schauspielerische am meisten zur Geltung, man kann sich die Musik frei aussuchen. Wir haben aus einem Musical etwas Besonderes, Extravagantes." Sie hat das Programm schon einmal auf internationaler Bühne gezeigt. "Das Feedback von den Kampfrichtern war sehr gut, ich bin gespannt, wie es bei Olympia ankommen wird."

Training in den Niederlanden

Seit April 2019 trainiert Hämmerle hauptsächlich in Amsterdam, denn die Niederlande seien bekannt für "sehr schönes und außergewöhnliches Turnen". Von ihren zwei Trainern war Daymon Lee Jones selbst Profitänzer. "Er kann mir viel mitgeben. Es gibt noch einiges an Verbesserungspotenzial. Ich wollte von den Besten lernen, deshalb bin ich in die Niederlande gegangen, es war eine super Entscheidung."

Die Qualifikation für die Sommerspiele schaffte sie im Oktober 2019 bei der WM in Stuttgart. In der Vorbereitung auf Tokio lag der Fokus darauf, das Programm noch feiner und sauberer herauszuarbeiten, und nicht die Schwierigkeit zu erhöhen." An Japan hat sie besondere Erinnerungen, turnte sie doch 2011 mit 16 Jahren dort ihre erste Elite-WM. Auch Olympia in drei Jahren in Paris ist noch ein Thema für sie. "Ich denke darüber nach, mich auf Boden und Balken zu konzentrieren, aber der Balken kann sehr undankbar sein." Im Training gefalle ihr die Abwechslung aller Geräte.

Finale als Zielvorgabe

Doch nun turnt sie zunächst einmal in Tokio, in einer schönen Halle, bei guten Bedingungen, auf neuen Geräten und in einem petrolfarbenen Anzug, der mit Hunderten Glitzersteinen übersät ist. Die Teilnahme am Mehrkampffinale ist das Ziel. "Ich darf mir keinen groben Fehler erlauben, sprich Absturz vom Gerät. Denn das ist minus ein Punkt, das ist zu viel."

Aber es sei schwierig zu sagen, wo man stehe, denn es habe wegen der Corona-Pandemie wenige internationale Wettkämpfe gegeben. "Und es ist alles subjektiv, weil man von Menschen bewertet wird. Leider gibt es Vorurteile. Es ist wichtig, sich über Jahre einen Namen aufzubauen, dass die Kampfrichter wissen, die Elisa Hämmerle kann das oder das."

Jones: "Denke nur im Moment"

Trainer Jones weiß, was Hämmerle kann. "Sie ist in guter Form, stark drauf, wir sind zuversichtlich. Wenn sie ihr Programm durchzieht, dann ist das Finale definitiv möglich. Das Ziel ist, schön zu turnen, etwas Einzigartiges zu zeigen." Auf den Weg gibt er Hämmerle folgendes mit: "Denke nur im Moment, denke an nichts anderes."

Einen Moment der unguten Art gab es im Donnerstagtraining, der Muskel in der Wade machte zu, sicherheitshalber ließ Hämmerle den Sprung aus. "Es geht schon viel besser, das Ärzteteam hat sich das angeschaut. Es war eine kurze Überlastung. Ich bin guter Dinge, dass am Sonntag alles passen wird", sagte sie am Freitag zur APA. Der Auftritt bei Olympia wird sehnsüchtig erwartet: "Überall die olympischen Ringe zu sehen. Das gibt einen speziellen Flair und mir ein besonderes Gefühl."
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.