'Aufhören, wenn es am schönsten ist'

Österreichs Rekord-Teilnehmerin 'Susi' nimmt Abschied

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Die sechsten Olympischen Spiele sind die letzten für Liu Jia gewesen. Darauf hat sich die 39-Jährige festgelegt.  

Seit Sydney 2000 war die gebürtige Chinesin immer im Zeichen der Fünf Ringe dabei und hat es nun zur alleinigen weiblichen Rekord-Teilnehmerin an Sommerspielen gebracht. Das Olympia-Abenteuer ging für sie quasi nach dem Motto zu Ende, "man soll aufhören, wenn es am schönsten ist". Denn so hat Liu Jia das Großereignis in Tokio empfunden.

"Ich habe die schönsten Olympischen Spiele gehabt, auch mit meiner Mannschaft", führte sie auf Nachfrage der APA - Austria Presse Agentur aus. "Wir waren jetzt fast vier Wochen jeden Tag zusammen, wir haben so viel Spaß gehabt. Wir haben gezeigt, was Teamwork ist. Wir sind doch sehr lange ohne Familie unterwegs, aber wir haben die Zeit sehr gut hinter uns gebracht. Jetzt freue ich mich, diese olympische Bühne zu verlassen."

Körper streikte im Achtelfinale

Auf der hat sie sich auch sportlich beim Showdown am wohlsten gefühlt. Für ihre Verhältnisse habe sie großartig gespielt. "Ich kann mit Stolz sagen, dass ich meine Olympia-Angst überwunden habe", sagte die Europameisterin 2005. "Ich hatte immer eine Blockade, da ich nie weit gekommen bin. Ich hatte vor Olympia immer eine Nervosität, das habe ich dieses Mal absolut überwunden. Ich habe jetzt schon eine ganz andere Reife. Ich habe sehr viel mit meiner Erfahrung gewonnen."

Immerhin vier Siege hat "Susi" im Einzel geschafft. Da habe sie das Spiel unter Kontrolle gehabt, sich souverän gefühlt. Dazu habe auch eine ausführliche Gegneranalyse beigetragen. "Beim letzten Spiel war ich ein bisschen enttäuscht, denn ich weiß, es wäre offen gewesen", bezog sich die Weltranglisten-108. auf das verletzungsbedingte Out im Achtelfinale gegen die Südkoreanerin Jeon Jihee. Just nachdem sie den Satzausgleich geschafft hatte, ging nichts mehr. "Der Körper hat dann gestreikt."

Liu wird Olympia vermissen

So beruhigt sie aber Olympia nach dem 0:3 im Team-Achtelfinale gegen China verlassen wird, so werde ihr Olympia abgehen. "Ich werde das Ganze zu hundert Prozent vermissen, ich werde bei jedem Finale vor dem Fernseher heulen. Man kann nicht so einfach loslassen. Vielleicht werde ich mir auch denken, hätte ich nur die Reife gehabt und vielleicht noch ein bisschen mehr erreicht. Aber vielleicht bringe ich andere zu den Olympischen Spielen und komme dann in einer anderen Funktion zurück."

Der erste Grund für ihren olympischen Abschied seien jedenfalls die Verletzungen, wie sie eben auch in Tokio aufgetreten sind. Wegen Bandscheibenproblemen hatte sie etwa die EM im Juni verpasst, ihr Olympia-Antreten war eine Zeit lang unsicher. "Jetzt möchte ich nicht mehr so leiden." Nach dem Training habe sie oft nächtelang nicht schlafen können, hatte Schmerzen beim Umdrehen im Bett. "Ich habe schon meine körperlichen Grenzen", sagte sie.

CL-Titel als letztes Ziel

Mit ihrer Erfahrung würde sie vielleicht auch weiterhin ganz gut mithalten können, aber nicht mehr. Und sie habe auch keine großen Ziele mehr. "Ich weiß, ich werde keine Olympia-Medaille machen können. Ich weiß, ich habe dann keine Chance bei der Weltmeisterschaft." Ein Ziel habe sie aber noch, den Champions-League-Titel 2021/22 mit Linz AG Froschberg. "Wir haben eine Super-Mannschaft. Ich möchte mit dem Verein noch einmal den Titel holen. Dann kann ich in Pension gehen."

Bis dahin seien international keine Einzel-Eintritte mehr denkbar, aber für die rot-weiß-rote Equipe sehr wohl. "Wenn mich die Mannschaft noch wirklich braucht für Teambewerbe, werden wir darüber verhandeln und diskutieren", verriet Liu Jia. Es scheint von der seit Jahrzehnten prägenden Figur im österreichischen Frauen-Tischtennis also ein schleichender Abschied zu werden. Zu Hause freut sich jedenfalls ihre zehnjährige Tochter Anna, dass die Mama sukzessive mehr und mehr für sie Zeit haben wird. 

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