Zum 100-Jahr-Jubiläum des Weltverbandes findet die Eishockey-WM im Mutterland Kanada statt. Die Gastgeber sind auch der große Favorit.
Es soll das Jahr des kanadischen Eishockey werden. Die wiedererstarkten Montreal Canadiens kämpfen als letztes verbliebenes kanadisches Team im NHL-Play-off um den ersten Stanley-Cup für das Mutterland des Eishockeys seit 1993, das Nationalteam geht als Titelverteidiger und Favorit in die erste Heim-WM der Geschichte von Donnerstag bis 18. Mai. Sowohl die Canadiens als auch "Team Canada" sind Rekord-Champion und gehen jeweils auf den 25. Titel los.
Nur Gold zählt
Zum 100-Jahr-Jubiläum des internationalen
Eishockey-Verbandes (IIHF) veranstaltet Kanada in Quebec und Halifax
erstmals eine Weltmeisterschaft. Die Erwartungen an General-Manager Steve
Yzerman und Teamchef Ken Hitchcock sind groß. Denn die Kanadier verteidigen
mit einer hochkarätigen Mannschaft ihren Titel, und alles andere als Gold
gilt als Misserfolg, auch wenn seit der damaligen Sowjetunion 1986 in Moskau
kein Gastgeber mehr den Titel gewonnen hat.
Lauter Hochkaräter
Kapitän Shane Doan, Ed Jovanovski (beide
Phoenix Coyotes), Dany Heatley, Jason Spezza (beide Ottawa Senators) oder
Rick Nash (Torschützenkönig der WM 2005 in Österreich und bester Spieler der
WM 2007 in Moskau/Columbus Blue Jackets) führen das Team mit den
"Ahornblättern" auf den Trikots an. Mit Heatley, Spezza, Ryan Getzlaf und
Chris Kuntiz (beide Anaheim Ducks) stehen vier Spieler im Kader, die im
Vorjahr noch um den Stanley Cup gespielt haben. Mit Cam Ward und Pascal
Leclaire sind die Kanadier auch im Tor bestens besetzt.
Finnen Geheimfavorit
Als stärkste Herausforderer gelten der von
Olli Jokinen angeführte Vize-Weltmeister Finnland, der den zweiten Titel
nach 1995 anstrebt, Tschechien und der WM-Dritte Russland. Die Russen sind
seit 15 Jahren (!) ohne WM-Gold, können aber auf den überragenden Spieler
dieser Saison bauen. Alexander Owetschkin hat die Washington Capitals mit 65
Toren und 47 Assists ins NHL-Play-off geführt und soll nun eine Mischung aus
NHL-Spielern (inklusive Ilja Kowaltschuk/Atlanta Thrashers) und Profis der
starken heimischen Liga zum Erfolg schießen.
Die neue russische Liga KHL wird aktuell als grenzüberschreitendes, europäisches Gegengewicht zur NHL positioniert. Sie ist durch den Rubel des Energieriesen Gazprom finanziell die Nummer zwei hinter der NHL und stellt nicht nur viele WM-Teilnehmer für die europäischen Teams, sondern auch für Kanada (Verteidiger Mark Giordano von Dynamo Moskau) und die USA (Torhüter Robert Esche von Kasan Bars).
Schweden Außenseiter
Für die Schweden unter dem ehemaligen
VEU-Feldkirch-Star Bengt-Ake Gustafsson bleibt diesmal nur die Rolle eines
starken Außenseiters. Die Schweiz unter Ralph Krueger gilt wie immer als
Kandidat für das Viertelfinale.
EBEL-Beitrag
Aus der heimischen Erste Bank Eishockey Liga sind
vor allem viele Slowenen dabei, für österreichische Clubs waren in der
Vorsaison die Rodman-Brüder (Vienna Capitals), Tomaz Razingar und der
Italiener Armin Helfer (beide Innsbruck) sowie der Norweger Tommy Jakobsen
(Graz) im Einsatz. Erstmals seit der WM 2001 in Deutschland (Kurt Neuwirth)
ist Österreich mit einem Unparteiischen dabei. Der Kärntner Christian Kasper
wurde als Linesman nominiert.
US-Rink
Die WM wird erstmals seit 1962 (Colorado Springs/Denver)
auf der kleineren nordamerikanischen Eisfläche gespielt, die beiden
Spielorte sind nicht nur durch rund 600 km getrennt, sondern auch durch eine
Stunde Zeitunterschied. Daher hat es auch Änderungen im Modus gegeben, um
den Mannschaften Reisestress zu ersparen.
Neuer Modus
Im Viertelfinale kommt es zu keinen Überkreuzspielen,
die Viertelfinalisten treffen in der selben Stadt auf Mannschaften der
gleichen Zwischenrunden-Gruppe. Nur die beiden Halbfinalisten aus Halifax
müssen nach Quebec umziehen. Als Tribut an die Geschichte spielt jede
Mannschaft einmal im "Retro-Look", also mit Dressen früherer Tage.