Max-Theurer und Voglsang

Start für unsere Dressur-Reiterinnen

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Österreich bei Olympia heuer mit 2 Athletinnen in der Dressur vertreten.

Die eine reiste per Flugzeug an, während ihr Augustin mit dem Lastwagen nach London gebracht wurde. Die andere schaffte ihren Fabriano selbst mit dem Anhänger an den Olympia-Schauplatz. Dass zwei österreichische Dressurreiterinnen bei den Sommerspielen dabei sind (beide Freitag im Einsatz), ist angesichts der schwierigen Qualifikationsbestimmungen ein Erfolg. Viele Parallelen im Leben von Victoria Max-Theurer (26) und Renate Voglsang (41) außer ihrer Liebe zu den Pferden sind aber nicht zu finden.

Verschiedene Ausgangspositionen
Max-Theurer, Tochter von OIympiasiegerin Elisabeth Max-Theurer, hat ihre London-Teilnahme souverän über die Weltrangliste erreicht. Sie hatte sogar die Wahl zwischen Augustin und Eichendorff. Voglsang rutschte hingegen über die Nachrückliste in das Teilnehmerfeld. Und sie nimmt, was sie hat. "Ich hatte nur den einen. Entweder er wird, oder er wird nicht. Als ich ihn bekommen habe, hätte ich mir aber nie gedacht, dass daraus ein Grand-Prix-Pferd wird", meinte Voglsang.

Voglsangs Pferd "bisschen durchgeknallt"
Wenn sie über ihren 13-jährigen Hengst spricht, könnte man meinen, sie redet von einem unguten Nachbarn. "Ein bissi durchgeknallt", "komisches Vieh", "macht nur Blödsinn" und "der hat einen an der Klatsche" fiel im Gespräch. Als sie Fabriano als Fünfjährigen bekam, sei dieser - vermutlich wegen schlechter Erfahrungen - so gegen den Reiter eingestellt gewesen, dass jeder ihr abriet, es zu versuchen. Voglsang wollte eigentlich nur ein Reitpferd aus ihm machen. Doch der "lange und schwierige Weg" führte sie bis nach London.

Voglsang bezeichnet sich als Einzelkämpferin, finanziell kommt sie so über die Runden, zuletzt hat die ausgebildete Pferdewirtin mit Meisterprüfung den Betrieb in Deutschland gewechselt - nicht ganz reibungsfrei. Alles Dinge, die sie nun nebenbei bewältigen muss. Genauso wie sie sich jedes Mal überlegt, ob sie es sich leisten kann, mit Christoph von Daehne zu trainieren. "Man kann es schaffen. Mit viel Selbstdisziplin, Ehrgeiz, Talent und Durchhaltevermögen", erklärte sie. Auch ohne viel Geld: "Irre, dass wir so weit gekommen sind."

Wie im Märchen
Den Durchbruch schaffte Fabriano vergangenes Jahr in Stuttgart. "Da ist er so gut gegangen, das war der Auslöser, dass wir es zu Olympia geschafft haben. Zuletzt ist er immer besser geworden." Das zeigte sich auch Anfang Juli beim CHIO in Aachen. "Er hat bewiesen, dass er es auf einem großen Turnier kann, das wollen wir in London reproduzieren. Es ist ein bisschen ein Märchen. Stimmt die Tagesverfassung, können wir eine Runde weiterkommen." Also in den Grand Prix Special am Dienstag.

Hoffnungen liegen auf Max-Theurer
Victoria Max-Theurer bekam die Reiterei in die Wiege gelegt, immer wieder zeigte sie zuletzt, dass sie zur erweiterten Weltspitze gehört. "Ich bin sehr glücklich über die Formkurve und darüber, wie er jetzt in Aachen gegangen ist. Die Leistung stimmt, aber das hat relativ wenig Aussagekraft. In London ist wieder alles neu", weiß die Oberösterreicherin.

Pferd abgehärtet
Bei Olympia vor vier Jahren erkannte sie, dass man auf alles vorbereitet sein muss. Falcao ließ sich derart von der Vidiwall im Stadion irritieren, dass an ein Weiterkommen nicht zu denken war. Zuhause auf Schloss Achleiten wurde nun Augustin mit Müllsackerln ums Viereck und lauter Musik abgehärtet.

"Augustin ist mein Sportler, mein Athlet", sagte Max-Theurer, die auch gelernt hat, auf sich zu schauen. Eine Lungenembolie im Vorjahr ließ die Alarmglocken läuten. "Das war mir eine Lehre. Ein Warnschuss, dass ich mehr auf meinen Körper achte." Sie ist verantwortlich für sich und ihr Pferd, das im Viereck auch durch seine Harmonie in der Performance auffällt. "Es ist wichtig, dass ich ihm die Ruhe gebe. Er spürt, wie es mir geht und wie ich drauf bin. Ich versuche, ihm die bestmögliche Sicherheit zu geben."

Gänsehaut
Victoria Max-Theurer kam mit Respekt vor der Konkurrenz und Respekt vor dem Stadion in den Greenwich Park. "Sich vorzustellen, dass diese Tribünen einmal restlos gefüllt sein werden und man hier hineinreiten muss - da bekommt man schon jetzt eine Gänsehaut", meinte sie. Mutter Elisabeth Max-Theurer warnte auch vor übertriebenen Erwartungen. "Momentan ist er sehr gehorsam, aber der gute Herr kann manchmal auch machomäßig sein. Man kann es schwer einschätzen. Man tut alles, trotzdem ist er ein Lebewesen."

Die Olympiasiegerin hat auf ihrer Liste die Briten dank Heimvorteil, Deutsche und Niederländer ganz oben. Dazu kämen Teilnehmer aus Schweden, Spanien, Italien und Amerika. "An der Spitze sehe ich sechs absolute Medaillenfavoriten und dann kommen nochmals sechs bis acht, die Top sind."

Trainerwechsel
Victoria Max-Theurer trainiert seit Jahresbeginn mit Wolfram Wittig, der lange Jahre mit dem deutschen Superstar Isabell Werth zusammenarbeitete. "Das funktioniert sehr gut. Sie hört ihm zu, das hat sie bei uns nicht mehr gemacht", sagte die Mutter und lachte. Trainer-Vater Hans steht natürlich auch immer noch am Viereck. "Die Ausbildung des Herrn Wittig ist sehr ähnlich der Ausbildung, die wir immer gemacht haben", erklärte Elisabeth Max-Theurer.

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