Ex-Skirennläufer Hans Petter Buraas schwärmt von Marcel Hirscher.
Ex-Skirennläufer Hans Petter Buraas kennt das Gefühl, in Asien Olympiasieger zu werden. 1998 gewann der Norweger im japanischen Shiga Kogen den Slalom, 20 Jahre später ist Marcel Hirscher für ihn der prädestinierte Alpin-Superstar von Pyeongchang. Dem Österreicher traut er auch zu, den 86-Siege-Rekord des Schweden Ingemar Stenmark zu brechen. "Bei ihm riecht es jetzt danach", sagte Buraas.
Der heute 42-Jährige setzte sich zum Abschluss der Olympischen Spiele von Nagano vor seinem Landsmann Ole-Christian Furuseth und dem nunmehrigen ORF-Co-Kommentator Thomas Sykora durch. Mit feuerrot gefärbten Haaren personifizierte der 1,90-Meter-Mann damals für viele die neue Slalom-Generation, die alte Haudegen wie Tomba, Stangassinger oder Jagge aus den Siegerlisten vertrieb.
Der Olympiasieg sollte für Buraas der größte Erfolg seiner Karriere bleiben. Im Weltcup stand er nur einmal ganz oben auf dem Treppchen, im Dezember 2000 gewann er einen Slalom in Sestriere. Weit entfernt also von den Erfolgszahlen eines Marcel Hirscher, der im Moment in seinen Kerndisziplinen Slalom und Riesentorlauf die Konkurrenz dominiert.
Mit der Olympia-Goldenen in der Kombination hat der Salzburger in Südkorea den für ihn vielleicht letzten Gipfel erklommen, dazu steht er vor seinem siebenten Weltcup-Gesamtsieg in Serie. "Es ist gut für den Sport. Ich denke, es ist gut, wenn es einen gibt, der vorneweg fährt. Das hebt das Level von allen", befand Buraas.
"Er hat etwas Besonderes an sich"
"Es war schon am Beginn seiner Karriere sehr klar zu sehen, dass er etwas Besonderes an sich hat, was seine körperlichen und mentalen Anlagen betrifft. Er hat außerdem einen Vater, der sehr engagiert ist", versuchte er, das Phänomen Hirscher aus der Ferne zu erklären. "So wie ich das sehe, scheint er eine sehr sympathische Person zu sein. Er steht mit beiden Beinen am Boden, und er hat einen klaren Fokus auf das, was er tut."
Der Norweger glaubt, dass Hirscher noch mehr erreichen kann. "Solange er unverletzt bleibt, kann er die unglaubliche Bestmarke von Stenmark brechen. Das wird ein bisschen Zeit brauchen, aber ich denke, es ist machbar." Nach seinem jüngsten Erfolg im Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen hält Hirscher bei 55 Weltcup-Siegen. Anfang März wird er 29 Jahre alt, er könnte noch einige Jahre aktiv sein. "Früher habe ich nicht gedacht, dass es möglich ist, Stenmarks Rekord zu brechen. Aber bei ihm riecht es jetzt danach, dass er es vielleicht schaffen kann."
Entscheidend ist für Buraas die gesundheitliche Situation. "Solange er die Motivation hat, weiter das zu tun, was er tut, kann er gewinnen. Aber in dem Moment, wo Verletzungen oder andere Probleme einen zurückwerfen, wird man müde und denkt daran zurückzutreten. Man weiß nie, wann das passiert", erzählte der Vater von Zwillingen, der schon früh in seiner Karriere mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Hirscher müsse zudem großen Druck verkraften. "Das ganze Land steht hinter ihm und möchte ihn gewinnen sehen. Natürlich ist das ein harter Job."
Duell Hirscher gegen Kristoffersen im Blickpunkt
Mit dem Wechsel der alpinen Herren zu den technischen Bewerben nach Yongpyong rückt auch das Duell Hirschers mit dem Norweger Henrik Kristoffersen wieder in den Blickpunkt. Achtmal war Kristoffersen in diesem Weltcup-Winter Zweiter, dreimal musste er sich mit Platz drei begnügen - der Sieger hieß meistens Hirscher. "Es ist wirklich toll, diesen Zweikampf zwischen den beiden zu sehen. Dieses Jahr ist es Hirschers Jahr, letztes Jahr war es Kristoffersens Jahr, es geht hin und her", sagte Buraas, der als Botschafter für Kristoffersens Skimarke Rossignol auftritt.
Er würde Kristoffersen den Rat geben, ruhig zu bleiben und sich durch Hirschers Siegesserie nicht verrückt machen zu lassen. "Henrik ist in der Position des Angreifers. Es wird interessant sein, das zu sehen", betonte Buraas, dass Kristoffersen nichts zu verlieren habe. Der Sport sei wie das Leben "wie eine Wellenbewegung", meinte er. "Es geht rauf und runter."