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Wahlsieger im Interview:

Kurz: "Koalitionsverhandlungen werden nicht einfach"

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'Das wird nicht einfach, aber ich bin dankbar, dass ich die Koalitionsverhandlungen führen darf' - sagt Wahlsieger Sebastian Kurz im Interview. Darin stellt er auch klar: Er werde auch künftig nicht machen, was 'die Medien vorgeben'.

"Ich tue einfach, was ich für richtig erachte. Wir schielen da weder auf Umfragen noch auf das, was uns die Medien versuchen vorzugeben", meint der wiedergewählte Ex-Kanzler (33) im Gespräch mit "Focus"-Journalist Gabor Steingart. Kurz gibt sich darin unabhängig, selbstbestimmt: "Aus meiner Sicht ist es einfach nötig, das zu kommunizieren, was man für richtig erachtet."

Klimawandel "nicht einziges wichtiges Thema"

Dass der Klimawandel das einzig wichtige Thema sei, verneint der ÖVP-Chef: "Für uns in Österreich ist nach wie vor wichtig, zu entscheiden, wer bei uns lebt und wie die Migration kontrolliert werden kann." Außerdem sei von Bedeutung: "Dass wir wirtschaftlich erfolgreich sein wollen, dass es Arbeitsplätze in unserem Land gibt und die Menschen gut davon leben können."

"Keine neuen Steuern"

Ein klares Signal schickt Sebastian Kurz auch an einen seiner möglichen Koalitionspartner, die Grünen, im Interview mit - er sei weiterhin klar gegen eine CO2-Steuer: "Ich lehne neue Steuern grundsätzlich ab. Wir sind ein Spitzensteuerland und unsere Politik ist ganz klar: nämlich Steuern zu senken, damit arbeitenden Menschen wieder mehr zum Leben bleibt."

Und Sebastian Kurz bestätigt, dass für ihn und die ÖVP "ja drei Koalitionsvarianten" möglich wären. Interessant dabei: Jene mit den Grünen nennt Kurz erst als dritte Möglichkeit, zuvor die SPÖ und sogar die Freiheitlichen. Der ÖVP-Chef wörtlich: "Die Koalitionsverhandlungen werden nicht einfach werden, aber ich bin trotzdem sehr dankbar, dass ich sie führen darf."

Der Wahlsieger im oe24.TV-Interview

Gegen 15 Uhr stießen Sebastian Kurz, seine Freundin Susanne und seine Eltern gestern bereits auf seinen Wahltriumph an. Ab Mittag zeichnete sich schließlich das türkise Erdbeben ab: Kurz darauf sollten die engsten Mitarbeiter dazustoßen, um ihren Chef in dessen Wohnung in Wien-Meidling zu feiern und den größten Abstand, den die ÖVP jemals zur SPÖ hatte, zu bejubeln.

Eine Partystimmung, die bis in die frühen Morgenstunden mit rund 2.000 Gästen im Kursalon Hübner im Wiener Stadtpark weitergehen sollte.

Kurz selbst zeigte sich im ÖSTERREICH-Interview – unmittelbar nach den ersten Hochrechnungen, die ihm über 37 Prozent bei der Nationalratswahl gaben – „überwältigt“.

Aber der VP-Chef hat auch eine klare Botschaft an drei Parteien, die einiges über seine Koalitionspräferenzen aussagen könnte: „Die drei Parteien, die heute schwere Verluste verzeichneten, hatten uns im Mai abgewählt. Peter Pilz, der den Misstrauensantrag eingebracht hat, hat es nicht einmal mehr ins Parlament geschafft. Die FPÖ hat stark verloren und die SPÖ ihr historisch schlechtestes Ergebnis.“

Auftrag von Van der 
Bellen, dann gleich Talks

Noch gestern erklärte Alexander Van der Bellen, dass er „nach dem Ibiza-Skandal auf eine verlässliche Regierung achten“ werde. Heute soll der Bundespräsident Kurz den Auftrag zur Bildung einer Regierung geben. Und der einstige Kanzler – er wurde durch einen Rot-Blau-Pilz-Misstrauensantrag im Mai im Parlament abgewählt – möchte noch diese Woche Sondierungsgespräche starten. Kurz will sich bis dahin nicht auf Koalitionspräferenzen festlegen. Aber: Die FPÖ signalisierte bereits gestern, dass ihr Wahldebakel kein „Regierungsauftrag“ sei. In der ÖVP wollen zudem immer mehr, dass „er eine Koalition der Sieger mit den Grünen bildet“ – siehe auch Politik-Insider Seite 14.

Im kleinen Kreis sagte Kurz gestern jedenfalls: „Jetzt beginnt eine richtig harte Zeit.“ Aber gestern war einmal Feiern für den türkisen Wahlsieger angesagt.

Kurz im oe24.TV-Interview: "Bin mir der großen Verantwortung bewusst"

ÖSTERREICH: Hatten Sie mit diesem Wahltriumph insgeheim gerechnet?

Sebastian Kurz: Nein, ich hätte das nicht im Entferntesten vermutet und wir sind wirklich überwältigt und dankbar für dieses Vertrauen. Meine Regierung wurde im Mai vom Parlament abgewählt und gestern mit einem so großen Erfolg gewählt. Mit diesem Vertrauensvorschuss werde ich respektvoll und demütig umgehen. Er bedeutet eine große Verantwortung und ich bin mir dieser bewusst.

ÖSTERREICH: Der zweite große Wahlsieger sind die Grünen. Ist das nicht ein ­Votum für Türkis-Grün?

Kurz: Es ist wichtig zu verstehen, dass es um Österreich geht. Ich werde mit allen Parteien Gespräche führen.

ÖSTERREICH: Ihr Koalitionspartner FPÖ hat ein Wahldebakel erlebt. Kein Wählerzeichen, die FP in die Regierung zu holen, oder?

Kurz: Die drei Parteien, die heute schwere Verluste verzeichneten, hatten uns im Mai abgewählt. Peter Pilz, der den Misstrauensantrag eingebracht hat, hat es nicht einmal mehr ins Parlament geschafft. Die FPÖ hat stark verloren und die SPÖ ihr historisch schlechtestes Ergebnis. Ich bin den Wählern sehr dankbar dafür, dass sie uns so viel Vertrauen geschenkt haben.

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