Ermittler fanden keinen Hinweis, dass Druck auf den Piloten ausgeübt wurde.
Zwei Tage nach dem folgenschweren Flugzeugunglück im russischen Smolensk mit 96 Toten laufen die Untersuchungen auf Hochtourern. Nach Angaben der polnischen Ermittler wurde auf die Piloten der verunglückten Präsidentenmaschine kein Druck ausgeübt, trotz des schlechten Wetters die Landung zu versuchen.
Der polnische Generalstaatsanwalt Andrzej Seremet sagte, die Experten untersuchten die Daten der Flugschreiber allerdings weiter auf Hintergrundgeräusche, die auf eine mögliche Einflussnahme von dritter Seite hindeuten könnten. Polnische Medien hatten die Vermutung aufgestellt, die Piloten seien angehalten worden, das Flugzeug um jeden Preis zu landen, damit die Delegation um Kaczynski rechtzeitig zu der Gedenkfeier in Katyn eintreffen könne.
Nach russischen Angaben hatten die Piloten den Rat der Fluglotsen nicht befolgt, wegen des dichten Nebels auf den Flughafen der weißrussischen Hauptstadt Minsk auszuweichen. Beim vierten Landeversuch streifte die Maschine Baumwipfel und stürzte in ein Waldgebiet. Keiner der der 96 Menschen an Bord überlebte.
Nur 14 Identitäten geklärt
Nach der Flugzeugkatastrophe
von Smolensk bereitet die Identifizierung der fast hundert Todesopfer große
Schwierigkeiten. Nach Angaben der polnischen Gesundheitsministerin Ewa
Kopacz konnte bisher nur die Identität von 14 Toten geklärt werden. Zehn
weitere könnten wahrscheinlich aufgrund besonderer Merkmale erkannt werden.
In allen anderen Fällen werden DNA-Analysen nötig sein. Eine erste Gruppe
von Angehörigen der Unglücksopfer flog am Sonntagabend nach Moskau ab. Sie
müssen die Leichen ihrer Nächsten identifizieren.
Kaczynski wird aufgebahrt
Der Sarg mit den sterblichen
Überresten Kaczynskis soll am Dienstag öffentlich aufgebahrt werden.
Kaczynskis Leichnam war am Nachmittag in die Kapelle des Präsidentenpalastes
in Warschau gebracht worden. Zugang dort hatten aber zunächst nur die
Familie und Mitarbeiter.
Die offizielle Trauerfeier nach dem tragischen Tod ist für Samstag auf dem Pilsudski-Platz in Warschau geplant. Das erklärte im Fernsehsender TVN24 der Parlamentsvorsitzende Bronislaw Komorowski, der nach der Verfassung das Amt des Präsidenten interimistisch übernommen hat. Der Staatsminister in der Präsidialkanzlei, Jacek Sasin, betonte jedoch gegenüber Radio RMF FM, dass keine Beisetzung stattfinden wird, bis die Leichen von allen Opfern nach Warschau übergeführt worden sind.
Zwei Tage nach der Flugzeugkatastrophe von Smolensk ist auch die Leiche der Ehefrau des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, Maria, identifiziert worden. Das teilte der Sprecher der Präsidialkanzlei, Jacek Sasin, am Montag in Warschau mit. Die endgültige Entscheidung wann das Begräbnis stattfinde, sei noch nicht gefallen, sagte die ehemalige Beraterin Kaczynskis, Elzbieta Jakubiak laut AFP. "Die Familie des Präsidenten hat das letzte Wort", sagte sie. Es sei auch möglich, dass die Trauerfeier für die Opfer auf zwei Tage ausgedehnt werden.
Trauer
Ganz Polen trauert um Kaczynski, seine Frau Maria und
weitere Spitzenpolitiker, die bei einem Flugzeugabsturz am Samstag im Westen
Russlands ums Leben gekommen waren. Bis spät in die Nacht harrten Tausende
vor dem Amtssitz in Warschau aus, legten Blumen nieder, sangen Kirchenlieder
und zündeten Grabkerzen an. Überall hingen weiß-rote Nationalflaggen. Wegen
der Menschenmassen blieb die Allee vor dem Präsidentenpalast für den Verkehr
gesperrt.
Auch an Trauergottesdiensten nahmen Tausende teil. In der Synagoge in Warschau wurde ebenfalls der Toten gedacht. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Polen, Piotr Kadlcik, sagte, auch Kaczynskis Widersacher könnten ihm nicht Unaufrichtigkeit oder Doppelzüngigkeit vorwerfen. Kaczynski hatte als erstes amtierendes Staatsoberhaupt des katholischen Polen eine Synagoge besucht.