Erdogan-Offensive

Erste IS-Kämpfer brechen aus Gefängnis aus

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Nach Bombardierungen der türkischen Armee in der Nähe eines Gefängnisses sind fünf Kämpfer der Terrormiliz IS ausgebrochen.

Was bereits vor dem türkischen Einmarsch in Nordsyrien befürchtet wurde, trat ein: IS-Kämpfer kommen bei dem Angriff frei. Türkische Truppen marschieren in die kurdischen Gebiete in Nordsyrien ein, und es bricht Chaos aus.

Nach Bombardierungen der türkischen Armee in der Nähe eines Gefängnisses sind fünf Kämpfer der Terrormiliz ISIS ausgebrochen. Das teilte ein Sprecher der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Marvan Kamischlo, laut der britischen Website "Independent" mit. Sie entkamen dem Gefängnislager Al Hol in der Stadt Kamischli. In dem Lager leben etwa 70.000 Menschen.

Während des türkischen Angriffs sei es im Gefängnis zu einer Revolte gekommen. IS-Frauen halfen dabei kräftig mit und haben Zelte in Brand gesetzt und Wachleute mit Stöcken und Steinen angegriffen. Auf einem Video der SDF ist zu sehen, wie etwa 20 voll verschleierte Frauen herumlaufen und Wachmänner sie offenbar einzuholen versuchen.

 

 

Ein weiteres Video von einem Gefängnisausbruch aus dem Jirkin-Gefängnis veröffentlichte der SDF ebenfalls.

 

 

Die kurdische SDF war ein wichtiger Verbündeter der USA, als es um den Kampf gegen ISIS ging. Kurden haben nach dem Kampf gegen die Terrormiliz IS in Syrien etwa 7.000 Kämpfer in Gefängnissen. 

 

Kurden aus Afrin erneut durch türkische Offensive vertrieben

Erst vor zwei Jahren mussten Jihan und ihre Familie wegen des türkischen Angriffs auf Afrin die Flucht ergreifen. Nun wurden sie durch die türkische Offensive in Nordsyrien zum zweiten Mal gezwungen, ihre wenigen Habseligkeiten zu packen.
 
"Wir haben Afrin verlassen, als der Feind die Region besetzt hat, und uns in Kobane niedergelassen, da es dort ruhig und sicher war", sagt die 47-jährige Mutter mehrerer Kinder. "Doch der Feind will nicht, dass wir die Sicherheit genießen."
 
Mit ihrer Familie hat Jihan nun vorläufig Zuflucht auf einem Schulhof in Hasaka gefunden. "Wir wissen nicht wohin. Was will Erdogan von uns? Alles nur, weil wir Kurden sind?", fragt sie zwischen Müdigkeit und Wut, während um sie herum Mütter ihren Kindern von den mageren Hilfspaketen zu Essen geben. Wie die meisten Vertriebenen aus Afrin ist sie seit ihrer Flucht nicht wieder in ihre Heimatregion zurückgekehrt.
 
In den verlassenen Häusern haben sich seit der Einnahme der Region im März 2018 viele arabische Kämpfer niedergelassen, die die türkische Armee gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) unterstützt hatten. Durch die Ansiedlung dieser Milizionäre mit ihren Familien sowie weiterer arabischer Sunniten hat sich die Bevölkerungsstruktur in der zuvor stark kurdisch geprägten Region verschoben.
 

Arabische Milizionäre beteiligt

Viele der arabischen Milizionäre beteiligen sich nun erneut an der türkischen Offensive in Nordsyrien. Erklärtes Ziel des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist es, entlang der türkisch-syrischen Grenze eine 30 Kilometer breite "Sicherheitszone" zu schaffen. Dort will Erdogan eine Million der syrischen Flüchtlinge, die die Türkei beherbergt, ansiedeln. Da die meisten dieser Flüchtlinge Araber sind, könnten die Kurden in der Grenzregion zur Minderheit werden.
 
Wegen der Kämpfe haben bereits Zehntausende Einwohner der syrischen Grenzstädte Ras al-Ain, Tal Abjad und Kobane die Flucht ergriffen. Die meisten würden in Tal Tamer, Hasaka und umliegenden Dörfern Zuflucht suchen, sagt Majida Amin, die in der kurdischen Autonomieverwaltung für Flüchtlinge zuständig ist. In Hasaka seien drei Schulen zu Flüchtlingslagern umgewandelt worden. Die Zahl der Neuankömmlinge steige stündlich.
 
Manche der Flüchtlinge sind zu Fuß mit ihrem Gepäck aufgebrochen, um den Luftangriffen zu entkommen. "Alle haben Angst, unsere Kinder fürchten sich vor den Flugzeugen", sagt der 28-jährige Ibrahim Fares, der mit seiner Frau und ihren zwei Kindern aus der Grenzstadt Ras al-Ain geflohen ist. 100.000 Menschen sind nach UNO-Angaben schon durch die Kämpfe vertrieben worden, doch könnte die Zahl laut Hilfsorganisationen 300.000 erreichen.
 
In Tal Tamer haben sich etliche Familien in Parks und unter Bäumen niedergelassen. Unter ihnen ist auch der 55-jährige Fakhreddin und seine Familie, die aus Ras al-Ain geflohen sind. Er fürchtet, dass sich die Kämpfe "auf alle Städte ausdehnen" in der Region. "Der Krieg zerstört unsere Häuser, tötet unsere Söhne", sagt er. "Wir wissen nicht, was unser Schicksal sein wird. Denn wir haben jedes Vertrauen in die Welt verloren."

Türkische Truppen nahmen laut Ankara syrische Grenzstadt ein 

Die türkische Armee hat nach Angaben der Regierung in Ankara die syrische Grenzstadt Ras al-Ain erobert. Die Stadt sei unter Kontrolle der türkischen Truppen, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Samstag mit. Die Türkei hatte am Mittwoch nach einem Rückzug von US-Soldaten aus dem syrischen Grenzgebiet ihre lange angedrohte Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien begonnen.
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