Showdown um getöteten Journalisten:

Gesteht Saudi-Arabien Mord an Khashoggi?

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Türkische Ermittler durchsuchten acht Stunden lang saudi-arabisches Konsulat.

Saudi-Arabien erwägt Medienberichten zufolge, einen gewaltsamen Tod des verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi einzuräumen. Der US-Nachrichtensender CNN meldete am Montag, Saudi-Arabien bereite einen Bericht vor, demzufolge der Regierungskritiker während eines schiefgelaufenen Verhörs gestorben sei. US-Außenminister Mike Pompeo wird am Dienstag in Riad erwartet.

 

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Unterdessen durchsuchten türkische und saudische Ermittler in der Nacht auf Dienstag stundenlang das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, wo Khashoggi vor zwei Wochen zuletzt gesehen worden war. Die Ermittler hätten das Gebäude nach neun Stunden wieder verlassen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag. Demnach haben die Ermittler auch Proben aus dem Garten des Konsulats mitgenommen. Außerdem seien zwei Müllwagen der Gemeinde ins Konsulat gefahren, unklar war zunächst, warum.

 

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Erklärung

Der US-Fernsehsender CNN sowie die Zeitungen "New York Times" und "Wall Street Journal" berichteten, dass Saudi-Arabien in Kürze eine Erklärung zum Schicksal Khashoggis abgeben wolle. Demnach soll sein Verhör schiefgegangen sein. CNN berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, der Plan sei gewesen, den Saudi zu entführen, aber nicht zu töten. Eine Quelle sagte, in dem Bericht dürfte festgehalten werden, dass die gegen Khashoggi gerichtete Operation ohne Genehmigung von oben abgelaufen sei - und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Die US-Zeitung "Wall Street Journal" berichtete, das Königreich erwäge zu erklären, Khashoggi sei versehentlich während eines Verhörs von "schurkenhaften" Agenten getötet worden. Damit wolle das Königshaus eine direkte Verantwortung von sich weisen.

Von Khashoggi fehlt jede Spur, seit er am 2. Oktober das saudi-arabische Konsulat in Istanbul besuchte. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der im US-Exil lebende Journalist und Regierungskritiker in dem Gebäude von Agenten seines Heimatlandes ermordet wurde. Saudi-Arabien bestreitet dies.

Durchsuchung begonnen

Das Versprechen zur Durchsuchung des Konsulats hatte die saudi-arabische Regierung nach türkischen Angaben schon vergangene Woche gegeben, zunächst aber nicht erfüllt. Am Montagabend dann hatte die Durchsuchung begonnen. Die Ermittler betraten das Gebäude am Montagabend und verließen es in den frühen Morgenstunden des Dienstags nach rund acht Stunden. Sie nahmen dabei mehrere Proben mit - unter anderem von der Erde des Konsulatsgartens, wie ein Behördenvertreter vor Ort sagte.

Der Fall Kashoggi hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt - und die Führung in Riad in Erklärungsnöte gebracht. Unter anderem die USA und europäische Staaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben von Saudi-Arabien Aufklärung verlangt.

Salman bestritt Verwicklung

König Salman hat in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump vehement bestritten, dass die Führung des Königreichs etwas mit Khashoggis Verschwinden zu tun habe. Das Dementi des Königs sei "sehr, sehr stark" gewesen, sagte Trump am Montag. Es habe sich für ihn so angehört, als könnten "vielleicht schurkenhafte Killer" am Werk gewesen sein.

US-Außenminister Pompeo will am Dienstag in Riad König Salman treffen. Am Mittwoch soll er dann in die Türkei reisen und dort Außenminister Mevlüt Cavusoglu treffen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
 

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