100 Boote erwartet

Heer soll kommen: Rekordzahl von Migranten auf Lampedusa eingetroffen

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Lampedusa ist erneut mit starken Migrationsbewegungen konfrontiert. Allein am Dienstag erreichten circa 2.500 Migranten die süditalienische Insel zwischen Sizilien und Tunesien, teilten die Behörden mit.

Seit Dienstag erreichten 68 Boote die Insel, was einen Rekord darstellt. Italienische Medien veröffentlichten Bilder unzähliger Migrantenboote, die darauf warten, im Hafen der Insel zu landen. Alle Menschen wurden in der Registrierungseinrichtung, auch Hotspot genannt, untergebracht. Seit Anfang 2023 sind 115.368 Migrantinnen und Migranten nach ihren gefährlichen Fahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffen, im Vergleichszeitraum 2022 sind es 62.647 gewesen, teilte das Innenministerium in Rom mit.

"Ich sage schon seit Wochen, dass es sich um ein epochales Phänomen handelt, mit Zahlen, die für unsere Insel nicht mehr tragbar sind. Allein am heutigen Dienstag werden wir wahrscheinlich 100 Bootsanlandungen erreichen", sagte der Bürgermeister von Lampedusa, Filippo Mannino. Er rief die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni auf, das Heer einzusetzen, um die Migranten zu stoppen. "Ich appelliere an Ministerpräsidentin Meloni und die gesamte italienische Regierung, dringend Maßnahmen zu ergreifen", sagte der Bürgermeister. Die Migrantenströme in Richtung Lampedusa seien präzedenzlos.

"Unsere kleine Insel ist nicht mehr in der Lage, eine solche Migrantenwelle zu bewältigen, deren Ausmaß die Zahl der ansässigen Bevölkerung selbst übersteigt. Vor diesem Hintergrund ist es unmöglich, eine angemessene Hilfe für die Migranten zu gewährleisten, trotz immenser logistischer Anstrengungen", so der Bürgermeister. Er forderte die Regierung auf, mit Marineschiffen die Migrantenboote aufzufangen und sie direkt nach Sizilien oder aufs italienische Festland zu bringen. Lampedusa sei nicht mehr in der Lage, weitere Menschen aufzunehmen, sagte Mannino.

Innenminister sucht nach »dauerhafter Lösung«

Das Schiff "Diciotti" der Küstenwache habe indes etwa 800 gerettete Migranten und Flüchtlinge an Bord genommen, die in anderen Häfen als Lampedusa an Land gehen werden, sagte der Polizeichef der sizilianischen Stadt Agrigent, Emanuele Ricifari, am Dienstag. "Das Schiff Diciotti leistet hervorragende Arbeit beim Filtern, da es eine große Anzahl von Migranten direkt auf See aufnimmt, die zu anderen Häfen gebracht werden, so dass es 800 weniger für Lampedusa sein werden", sagte Ricifari.

Angesichts der starken Migrationsströme in Richtung Lampedusa verteidigt sich Innenminister Matteo Piantedosi vor dem Vorwurf, die Rechtsregierung um Premierminister Giorgia Meloni gehe nicht entschlossen genug im Kampf gegen die illegale Einwanderung vor. "Diese Regierung verspricht, den Zustrom von Migranten, insbesondere aus Nordafrika, so bald wie möglich durch stabile und dauerhafte Lösungen zu begrenzen oder zu stoppen. Dies ist unsere Priorität. Aber gerade weil sie stabil sein sollen, brauchen wir für diese Maßnahmen Zeit. Das Innenministerium ist sich mit den Bürgermeistern einig, wenn es darum geht, diese Probleme in einer Logik der gerechten Verteilung der Migranten zu bewältigen" sagte Piantedosi am Dienstag bei einem Besuch in der Präfektur Genua.

Das NGO-Schiff "Ocean Viking" mit 68 Migranten an Bord ist inzwischen auf dem Weg zum Adria-Hafen Ancona und wird dort voraussichtlich am Donnerstag eintreffen. Die NGO SOS Mediterranée, Betreiberin des Schiffes, beklagte über die sozialen Medien, dass das Schiff vier Tage brauchen werde, um den Hafen zu erreichen.

Frankreich verstärkt Polizei an Grenzen

Der französische Innenminister Gérald Darmanin kündigte am Dienstag eine Verstärkung der Polizei entlang der französisch-italienischen Grenze an, um die illegale Migration einzudämmen. "Wir haben einen 100-prozentigen Anstieg der Migrationsströme aus Italien festgestellt", sagte Darmanin vor Journalisten nach einem Besuch des Grenzpostens in Menton. Der Minister kündigte an, dass die Zahl der mobilen Einheiten von zwei auf vier erhöht werde und wird somit aus insgesamt mehr als 200 Personen bestehen.

Ebenso soll die Zahl der Soldaten, die im Rahmen der Operation "Sentinel" für die nächtliche Patroullierung in den Bergen eingesetzt werden, von 60 auf 120 erhöht. Auch die Zahl der Zollbeamten solle ebenfalls verdoppelt werden, sagte der Innenminister. Die Ankündigung erfolgte, nachdem die französische Premierministerin Elisabeth Borne im April erklärt hatte, dass 150 zusätzliche Gendarmen und Polizisten an die Grenze entsandt würden, um auf die Verdoppelung der Zahl der an der italienischen Küste ankommenden Migranten und Flüchtlinge im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 zu reagieren.

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