Vier US-Präsidenten wurden bereits ausgezeichnet - nur Donald Trump steht noch immer auf der Warteliste
Washington. Er träumt vom Friedens nobelpreis. Manche sagen sogar, er sei davon besessen. Vier US-Präsidenten haben ihn bereits bekommen, nur Trump muss noch warten. Zwar wurde er in den vergangenen Monaten für diese Auszeichnung mehrmals lautstark vorgeschlagen: Aserbaidschans Staatschef Ilham Aliyev lobte ihn, ebenso der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan. Die kambodschanische Regierung verehrt ihn, ebenso Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu.
US-Präsident Trump, der Friedensstifter
Zuletzt klopfte sich Trump selbst stolz auf die breite Brust. Beim Gipfel zum Frieden im Krieg zwischen Russland und der Ukraine in Washington tönte er vor versammelten europäischen Staatschefs aus Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien und Finnland, dass er "sechs Kriege in sechs Monaten" beendet hat.
Doch stimmen Trumps Lobeshymnen? Er behauptet, zur Lösung der Konflikte zwischen Israel und dem Iran, der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda, Kambodscha und Thailand, Indien und Pakistan, Armenien und Aserbaidschan sowie Ägypten und Äthiopien beigetragen zu haben.
Der Jahrzehnte andauernde Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ist tatsächlich beendet, ein Abkommen unterzeichnet, die beiden Staatschefs waren in Washington, feierten Trump.
Die Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo hingegen gehen weiter, die von Ruanda unterstützten Rebellen hielten eine Frist für ein Friedensabkommen nicht ein.
Den Konflikt um das Atomprogramm im Iran beendete Trump (vorerst) durch gezielte US-Angriffe mit Raketen und Bombern auf militärische und nukleare Ziele im Iran. Einen Frieden zwischen Iran und Israel gibt es aber nicht.
Der Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan im Kampf um die Kaschmir-Region endete mit einem Waffenstillstand. Indien bestreitet, dass dieser auf Vermittlung von Trump zustande gekommen ist.
Ägypten und Äthiopien streiten noch immer über einen von Äthiopien gebauten Staudamm am Nil, der Wasser aus Ägypten ableiten soll.
Serbien behauptet, nie Pläne für Krieg mit dem Kosovo gehabt zu haben.
Und jetzt soll das Masterstück folgen, der Friedensschluss zwischen Ukraine und Russland. Das sei der letzte "offene" Krieg, den es zu beenden gilt, sagt Trump, das Blutvergießen in Gaza verschweigt er.
Gelingt ihm der Friedens-Coup, wäre er tatsächlich Topfavorit für den Nobelpreis. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Putin zögert mit einer Zusage für Dreier-Gipfel
Seit dem Treffen in Washington wird beraten, wie militärische Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen könnten. Dabei geht es um eine Stärkung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit, aber auch um mögliche Truppen in der Ukraine zur Absicherung.
Moskau hält von all diesen Überlegungen vorerst wenig bis nichts. Putin antwortet mit Raketen und Drohnen und Dutzenden Angriffen auf die Ukraine.
Selbst auf Trumps Vorschlag, einen Gipfel mit Selenskyj zu organisieren, hat Putin noch keine konkrete Antwort gegeben. Allerdings ist der Vorschlag auch nicht explizit abgelehnt worden.
Der Kremlchef will erst eine umfassend vorbereitete Einigung, bevor er sich mit seinem Gegenüber aus Kiew überhaupt trifft.
In den USA hinterlassen die zahlreichen "executive orders" und Friedensaktivitäten Trumps nicht jene Ergebnisse, die er sich wünscht. Umfragen zeigen: Seine Popularität ist gesunken. Zuletzt lag die Zustimmung bei 45,3 Prozent.
Doch die schlechten Umfragewerte dürften ihn kaum beeindrucken oder seine Politik beeinflussen. Zum einen waren die Werte in seiner ersten Amtszeit auch nicht besser, zum anderen darf Trump ohnehin nicht zur nächsten Wahl antreten.
Was ihn brennend interessiert, heißt es, sei ein Anruf aus Norwegen. Trump will den Friedensnobelpreis, der vom Norwegischen Nobelkomitee vergeben wird.
Mehrere US-Präsidenten haben den Preis bereits erhalten: Theodore Roosevelt, Woodrow Wilson, Barack Obama, Jimmy Carter und Vizepräsident Al Gore: Gore gewann 2007 für seine Arbeit über Klimawandel.
Und jetzt vielleicht Trump? Zuletzt berichtete die norwegische Wirtschaftszeitung Dagens Næringsliv über ein kurioses Telefonat. Trump rief Jens Stoltenberg an, lange Zeit Nato-Generalsekretär und jetzt norwegischer Finanzminister. Erst wollte Trump mit Stoltenberg über Zölle sprechen, doch dann erkundigte er sich über den Friedensnobelpreis, wunderte sich Stoltenberg: "I love Norway", lachte Trump.
Vergeben wird der Preis Mitte Oktober. Bis dahin kann noch viel geschehen, zuletzt hieß es, dass Trump sich als Friedenstifter aus dem Ukraine-Russland-Krieg vollständig zurückziehen will. Damit wären seine Nobelpreis-Ambitionen wohl dahin.