Flugzeugabschuss

Iran weist Vertuschungsvorwürfe zurück

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Das Mullah-Regime gerät auch international immer weiter unter Druck.

Die Führung in Teheran hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach sie den Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs vor knapp einer Woche vertuschen wollte.
 
"In diesen betrüblichen Tagen wurde viel Kritik an Verantwortlichen und Autoritäten unseres Landes laut", sagte der Regierungssprecher Ali Rabiei am Montag im Staatsfernsehen. "Einige Verantwortliche wurden sogar der Lüge und Vertuschung bezichtigt - dies war jedoch, in aller Ehrlichkeit, nicht der Fall", fügte er hinzu.
 
Die ukrainische Passagiermaschine war am vergangenen Mittwoch kurz nach dem Start am Flughafen von Teheran abgestürzt. Nach tagelangen Dementis räumte der Iran am Samstag schließlich ein, die Maschine irrtümlich abgeschossen zu haben. In der Folge wurden international sowie im Iran selbst Vorwürfe laut, Teheran habe versucht, den Vorfall zu vertuschen.
 
Am Wochenende gingen in Teheran Hunderte Menschen auf die Straße, um der 176 Opfer des Flugzeugabschusses zu gedenken. Die Mahnwache mündete in einen wütenden Protest, in dem die Demonstranten auch den Rücktritt der für den Abschuss und die tagelange Leugnung Verantwortlichen forderten.
 
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte den Abschuss "zutiefst" bedauert. Auch Außenminister Mohammad Javad Zarif entschuldigte sich, machte aber das "Abenteurertum der USA" für die Katastrophe mitverantwortlich.
 
Damit bezog er sich auf die von US-Präsident Donald Trump angeordnete Tötung des mächtigen iranischen Generals Qassem Soleimani Anfang Jänner in Bagdad. Als Vergeltung hatte der Iran in der Nacht zum vergangenen Mittwoch zwei von US-Streitkräften genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Wenige Stunden später stürzte die ukrainische Passagiermaschine ab.
 
Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat den Hinterbliebenen des Boeing-Abschusses unterdessen "Gerechtigkeit" versprochen. "Diese Tragödie hat unsere iranisch-kanadische Gemeinde getroffen, aber es war wahrhaftig eine kanadische Tragödie", sagte Trudeau am Sonntag (Ortszeit) bei einer Trauerzeremonie an der Universität Edmonton im Westen des Landes. Bei dem Abschuss der Passagiermaschine durch die iranischen Revolutionsgarden waren am Mittwoch alle 176 Insassen ums Leben gekommen, darunter 57 Kanadier.
 

Trudeau verspricht Gerechtigkeit

"Wir werden nicht Ruhe geben, bis Antworten vorliegen", sagte Trudeau. "Wir werden nicht Ruhe geben, bis es Gerechtigkeit gibt und Verantwortung übernommen wird."
 
Die zahlreichen gebürtigen Iraner mit doppelter iranisch-kanadischer Staatsangehörigkeit in der Maschine seien "Leistungsträger" gewesen, sagte der 30-jährige Ali Esnaashani. "Ich bin wütend, ich bin traurig." Der Iran müsse für Gerechtigkeit sorgen und Entschädigung leisten, sagte der Chef der kanadisch-iranischen Kulturorganisation Tirgan, Mehrdad Ariannejad.
 
Auch an der Universität Toronto fand eine Trauerzeremonie statt, an der sich mehrere tausend Menschen beteiligten. In Kanada lebt eine große iranischstämmige Gemeinschaft, 2016 wurden ihr 210.000 Menschen zugerechnet. Kanada beteiligt sich an den Aufklärungsarbeiten zu dem Flugzeugabschuss im Iran mit einem Team von zehn Experten.
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