Versöhnung?

Irrer Kim will Gipfel mit Südkorea

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Kim wirbt in seiner Neujahrsansprache für Veränderungen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat Gespräche mit dem Süden auf "höchster Ebene" vorgeschlagen. Es sei Zeit, eine "neue Geschichte in den Nord-Süd-Beziehungen" zu schreiben, sagte Kim am Donnerstag in seiner Neujahrsansprache. Ein Gipfeltreffen der beiden Staaten, die sich seit dem Korea-Krieg der Jahre 1950 bis 1953 im Kriegszustand befinden, hatte es zuletzt 2007 gegeben.



Es gebe "keinen Grund" gegen "Gespräche auf höchster Ebene", sagte Kim in der Ansprache. Pjöngjang werde "jede Anstrengung unternehmen, um Dialog und Verhandlungen voranzubringen". Die "tragische" Teilung Koreas dürfe nicht hingenommen werden. Südkoreanische Medien werteten Kims Äußerungen als Angebot für ein Gipfeltreffen mit Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye.

Erst am Montag war auch aus Südkorea ein Gesprächsangebot gekommen: Wiedervereinigungsminister Ryoo Kuhl-jae schlug für Jänner neue Gespräche mit der kommunistischen Staatsführung in Pjöngjang vor. Dabei solle insbesondere über Treffen von durch den Krieg getrennten Familien gesprochen werden.

Park hat sich schon mehrmals zu einem Gipfeltreffen bereit erklärt. Die letzten hochrangigen Gespräche beider Länder hatten im Februar stattgefunden. Nordkorea hatte in der Folge ein seltenes Treffen zwischen Familienangehörigen organisiert, die seit Kriegsende getrennt sind. Im Oktober hatte eine nordkoreanische Delegation die Asienspiele in Südkorea besucht und eine Wiederaufnahme der Gespräche vereinbart. Wegen einer Reihe kleinerer Zusammenstöße an der Grenze kam es bisher aber nicht dazu.

Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium, das für die Beziehungen zum Norden zuständig ist, begrüßte Kims Vorschlag. Wenn Nordkorea wirklich bereit sei, die Beziehungen durch Dialog zu verbessern, dann solle es "schnell" auf das Gesprächsangebot aus dem Süden reagieren, hieß es in einer Erklärung.

Kim forderte Südkorea in seiner Neujahrsansprache auf, seine gemeinsamen Militärmanöver mit den USA zu beenden. Ein "vertrauensvoller Dialog" sei in so einer "brutalen Atmosphäre nicht möglich". Die nordkoreanischen Atomwaffen bezeichnete er als Schutz für sein Land.

Den USA warf der nordkoreanische Machthaber vor, eine "böse" Menschenrechtskampagne gegen sein Land zu führen. Kurz vor Weihnachten hatte der UNO-Sicherheitsrat erstmals über Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea beraten. Die USA und andere westliche Staaten sprachen sich dafür aus, Pjöngjang deswegen vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag zu bringen.

Zuletzt hatte der Streit über die Nordkorea-Filmsatire "The Interview" für zusätzliche Spannungen gesorgt. Sony Pictures hatte den für den ersten Weihnachtsfeiertag geplanten Kinostart des Films in den USA zunächst abgesagt, nachdem eine Hackergruppe vertrauliche Informationen veröffentlicht und ominöse Drohungen ausgesprochen hatte. US-Präsident Barack Obama machte dafür Nordkorea verantwortlich. Nicht zuletzt auf Druck des US-Präsidenten lief der Film vor einer Woche dann doch an. Kim Jong-un reagierte darauf mit neuen Drohungen gegen die USA und beleidigte Obama rassistisch.

In einer Reaktion auf Kims Neujahrsansprache ging ein Vertreter des US-Außenministeriums lediglich auf das Gesprächsangebot an den Süden ein. Die USA unterstützten eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea, sagte er.
 

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