Neuer Klima-Vertrag vereinbart

Kampf um die Rettung der Welt

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Wenn nicht bald der CO2-Ausstoß stark gesenkt wird, drohen Katastrophen.

 Die Welt steuert auf eine Katastrophe zu: Wenn der gefährliche CO2-Ausstoß nicht reduziert wird, droht uns spätestens Ende des Jahrhunderts eine globale Erderwärmung um fünf Grad. Was nach wenig klingt, bedeutet absoluten Ausnahmezustand: Durch die Erderwärmung schmilzt das Eis an den Polen, der Meeresspiegel steigt und überflutet weite Küstengebiete. Die Wetterextreme (Stürme, Hurrikane und Hitzeperioden) würden Millionen Menschen bedrohen.

Beim längsten UN-Klima-Gipfel der Geschichte in Durban (Südafrika) haben sich die Teilnehmer endlich auf ein Gegenlenken geeinigt. Doch Entscheidungen, die alle Staaten betreffen, dauern Jahre in der Umsetzung:

  • Bis 2015 will die Staatengemeinschaft einen verbindlichen Fahrplan zu einem Klimavertrag erarbeiten.
  • Erst 2020 soll dieser Vertrag in Kraft treten.
  • Wichtigster Inhalt: Die Erderwärmung durch Schadstoffausstoß soll auf zwei Grad begrenzt werden.
  • Erstmals sind bisherige Verweigerer wie die USA, Indien und China dabei.

Große Enttäuschung bei allen Umweltschutz-Gruppen
VP-Umweltminister Nikolaus Berlakovich war mit dabei. Er sieht einen historischen Durchbruch: „Es wird endlich einen Klimaschutz-Vertrag geben, bei dem alle Staaten der Welt mitmachen müssen.“ (Siehe Interview)

Das Resultat ist eine große Enttäuschung für Grünen-Chefin Eva Glawischnig: „Das ist eine Verschiebung von dringend notwendigen Maßnahmen.“ (Siehe Interview) Sie sieht stärkere Hungerkatastrophen auf viele Länder zukommen.

Auch lt. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace ist keine Rettung der Welt in Sicht. Der Fahrplan sei nicht ausreichend, um die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad zu drücken.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich: "Widerstand war sehr groß"

ÖSTERREICH: Der neue Klima-Vertrag tritt erst 2020 in Kraft – bis dahin verschlimmert sich doch das Klima noch weiter?
Nikolaus Berlakovich: Das war das realistisch Machbare. Uns als EU war es ein Anliegen, dass die Arbeit sofort beginnt und das haben wir auch durchgesetzt.

ÖSTERREICH: Das klingt aber nicht so, als ob der Wille bei allen Staaten sehr groß war?
Berlakovich: Es ist so, dass der Widerstand sehr groß war – gerade von China und Indien. Die wollten, dass der Vertrag nach 2020 oder gar erst 2030 in Kraft tritt. Insofern ist es ein Durchbruch. Die, die sich gewehrt haben, haben den Widerstand aufgegeben.

ÖSTERREICH: Kritiker sagen, das Resultat ist ein sehr abgeschwächter Kompromiss.
Berlakovich: Es bestand die Gefahr, dass der Klimaschutz-Prozess abreißt. Weder China noch die USA und Indien waren bereit, irgendeine Bewegung zu machen. Jetzt haben wir uns durchgesetzt. Uns wäre es auch lieber, wenn es noch schneller gegangen wäre.

ÖSTERREICH: Die Erderwärmung soll mit 2 Grad begrenzt werden – aber auch das führt doch zu Schäden: Meeresspiegel steigen, Gletscher schmelzen weiter ...
Berlakovich: Dass die Erderwärmung passiert – das stimmt. Es wäre optimaler, wenn wir den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad begrenzen. Aber das bedeutet massive Eingriffe, ganze Industrien müssten dann lahmgelegt werden.

ÖSTERREICH: Und unsere Gletscher schmelzen weiter?
Berlakovich: Es wird nicht zu verhindern sein, dass unsere Gletscher schmelzen. Aber man kann die extremen Wetterereignisse zumindest eindämmen.

Eva Glawischnig, Grünen-Chefin: "Katastrophen werden eintreten"

ÖSTERREICH: Sind Sie jetzt zufrieden?
Eva Glawischnig: Zum Jubeln ist kein Anlass. Das historische Zeitfenster, in dem man eine Stabilisierung der CO2-Emissionen hätte erreichen können, schließt sich bereits 2015.

ÖSTERREICH: Was passiert, wenn bis 2015 nichts geschieht?
Glawischnig: Das Fenster schließt sich und erst danach greift der Vertrag. Das ist das Drama. Es wird die Industrieländer viel Geld kosten, es wird unsere Wirtschaft, Landwirtschaft und den Tourismus betreffen. Aber in sehr vielen Ländern geht es ums Leben! Es werden sehr viel stärkere Hungerkatastrophen in vielen Regionen der Erde eintreten, als wir uns vorstellen können. Es ist ein sehr trauriges Ergebnis.

(pom)

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