Forscher haben neue Erkenntnisse über ein besonderes Doppelsternsystem gewonnen. Es trägt den Namen V Sagittae und liegt rund 10.000 Lichtjahre von uns entfernt. Schon seit mehr als 100 Jahren beschäftigt es die Wissenschaft, weil sich sein Verhalten nicht in bekannte Muster einordnen ließ.
Nun zeigen aktuelle Studien, dass dieses Sternenpaar gleich zwei große Himmelsereignisse liefern könnte – eine Nova und später eine Supernova.
Ein ungewöhnliches Sternenpaar
V Sagittae besteht aus zwei Sternen, die sehr eng umeinander kreisen. Einer davon ist ein sogenannter Weißer Zwerg, der zweite ein heißer, normaler Stern. Durch die starke Anziehungskraft des Weißen Zwergs wird Material vom Partnerstern abgezogen. Dieses sammelt sich in einer Scheibe um den Zwerg und fällt langsam auf seine Oberfläche. Normalerweise führt das irgendwann zu einer Nova: Die Oberfläche des Zwergs erhitzt sich so stark, dass eine plötzliche Zündung stattfindet und der Stern kurzzeitig viel heller wird. Genau das passiert bei V Sagittae jedoch nicht wie erwartet.
Hinweise auf ein anderes Ende
Forscher aus Finnland, Großbritannien und Spanien haben das System mit dem Very Large Telescope in Chile (Südamerika) beobachtet. Sie fanden dabei einen leuchtenden Ring aus Gas, der beide Sterne umgibt. Offenbar kann der Weiße Zwerg nicht die gesamte Materie aufnehmen, die er vom Partnerstern abzieht. Ein Teil davon bildet den Ring, aus dem starke Sternwinde entstehen.
Nach einer Supernova bleibt entweder ein Neutronenstern zurück – ein extrem dichter Sternenrest – oder ein Schwarzes Loch, wenn der Stern sehr massereich war.
Diese Beobachtungen erklären, warum V Sagittae über lange Zeit ungewöhnlich hell bleibt, anstatt nur in kurzen Ausbrüchen aufzuflammen. Die Forscher gehen davon aus, dass sich noch mehr Materie auf dem Zwerg ansammelt. Dadurch könnte das System schon in den nächsten Jahrzehnten für kurze Zeit so hell werden, dass man es sogar mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen kann.
Das mögliche große Finale
Langfristig rechnen die Wissenschaftler aber mit einem viel dramatischeren Ende: Beide Sterne werden sich irgendwann vereinigen. Dann würde es zu einer Supernova kommen – einer gigantischen Explosion, die von der Erde aus sogar am Tag sichtbar wäre. Zwar wird dieses Ereignis nicht so spektakulär wie das mögliche Ende des roten Riesensterns Betelgeuse, doch wäre es die erste Supernova in unserer Milchstraße seit über 400 Jahren.