Als Rindfleisch deklariert

Pferdefleisch-Skandal erreicht Deutschland

Teilen

Verdacht, dass falsch deklariertes Fleisch geliefert wurde - Minister betroffener Länder beraten am Abend in Brüssel.

Auch in Deutschland besteht der Verdacht, dass als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch auf den Teller gelangt ist. "Es handelt sich um verarbeitete Lasagne, die an mindestens einen Händler in Nordrhein-Westfalen geliefert wurde", sagte eine Sprecherin des Verbraucherschutzministeriums am Mittwoch in Berlin. Am Abend sollten der EU-Kommissar für Gesundheit und Konsumentenschutz, Tonio Borg, und die zuständigen Minister auf einer Sondersitzung über den Skandal beraten.

Teilnehmen werden Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Schweden, Rumänien, Polen und Deutschland. Österreich wird bei dem Rat nicht vertreten sein. Bei dem Treffen gehe es in erster Linie um den Austausch von Informationen, sagte Borg in Brüssel. Denkbar sei, dass der Herkunftsnachweis auf weiterverarbeitete Fleischprodukte ausgeweitet werde. Es sei offensichtlich, dass irgendwo in der Produktionskette jemand in betrügerischer oder nachlässiger Weise Produkte falsch deklariert habe, sagte Borg. Alle Länder, durch die die Pferdefleisch-Produkte gegangen seien, seien verdächtig. Damit meine er die Firmen in diesen Ländern.

Lebensmittelkontrolleure hatten zuerst in Irland festgestellt, dass Rindfleischprodukte auch Pferdefleisch enthielten. Betroffen waren etwa Hamburger oder Tiefkühl-Lasagne. Inzwischen weitet sich der Skandal auf immer mehr Länder aus. Zu den betroffenen Firmen gehören die Supermarktkette Tesco und Burger King. Eine besonders große Empörung gab es in Großbritannien, wo der Verzehr von Pferdefleisch weithin abgelehnt wird. Am Dienstag hatte die britische Lebensmittelaufsicht FSA nach einer Razzia zwei Fleischverarbeitungsbetriebe in England und in Wales geschlossen.

Auch in Deutschland wurde mittlerweile Tiefkühl-Lasagne aus den Regalen genommen. Der Handeslriese Tengelmann teilte mit, die Kaiser's Tengelmann GmbH habe bereits am vergangenen Mittwoch "im Sinne des vorsorglichen Verbraucherschutzes" Tiefkühl-Lasagne der Eigenmarke "A&P" aus dem Verkauf genommen. Es bestehe der Verdacht, dass das Produkt "Spuren von Pferdefleisch" enthalte.

Der europäische Konsumentenschutzverband BEUC forderte mehr Transparenz bei der Lebensmittel-Etikettierung. Künftig müsse ausgewiesen werden, woher das Fleisch stamme und wo es verarbeitet worden sei, sagte Johannes Kleis vom BEUC. Die Konsumentenorganisation foodwatch monierte, dass der Betrug bereits spätestens seit Ende Jänner bekannt gewesen sei. Sämtliche Testergebnisse und die Namen aller Produkte des französischen Unternehmens, das Pferdefleisch verarbeitet habe, müssten veröffentlicht werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.