Italien

Skandal-Imam soll abgeschoben werden: Wilde Proteste

In Turin und Mailand ist es am Samstag im Rahmen von propalästinensischen Demonstrationen zu Protesten gegen die vom italienischen Innenministerium beschlossene Ausweisung des Turiner Imams Mohamed Shahin gekommen.  

Der Ägypter, der in der Moschee im multikulturellen Viertel San Salvario in Turin tätig war, wurde von Innenminister Matteo Piantedosi aus Italien verwiesen, nachdem er in einer Rede bei einer Gaza-Demonstration am 9. November kontroverse Aussagen gemacht hatte.

Der Imam hatte bei der Gaza-Demonstration erklärt, dass er die Angriffe der Hamas nicht als Gewalt, sondern als Reaktion auf jahrelange Unterdrückung ansehe - eine Aussage, die er später revidierte. Auch in den vergangenen Jahren war der gebürtige Ägypter wegen seiner Äußerungen immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Der Mann befindet sich derzeit in einem Abschiebezentrum im sizilianischen Caltanissetta, weit entfernt von seiner Familie und seinen Anwälten, die Einspruch gegen seine Ausweisung eingelegt haben.

Solidaritätserklärungen mit dem Imam

Eine Reihe von Persönlichkeiten aus dem interreligiösen Dialognetzwerk in Turin, darunter der Bischof der Stadt Pinerolo, Derio Olivero, und Mitglieder der islamischen Gemeinschaft, verfassten einen offenen Brief an den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella. Sie wiesen darauf hin, dass Shahin seine umstrittenen Äußerungen inzwischen korrigiert und sich öffentlich für Frieden und gegen Intoleranz ausgesprochen habe.

Die Demonstranten betonten am Samstag, dass Shahin seit Jahren in Turin aktiv am interreligiösen Dialog teilnehme und dass seine Moschee ein offenes Zentrum für die gesamte Gemeinschaft darstelle. Der Gewerkschaftsverband CGIL und andere Organisationen kritisierten die "politische Instrumentalisierung der Migration" durch die italienischen Behörden. "Wir fordern die Rückkehr von Shahin nach Turin und die sofortige Aufhebung des Ausweisungsbeschlusses", erklärte der CGIL-Verband.

Der Ausweisungsbeschluss des italienischen Innenministers basiert auf der Einschätzung, dass Shahin eine "konkrete und schwerwiegende Bedrohung für die Sicherheit des Staates" darstelle. Der Imam wird beschuldigt, Verbindungen zu fundamentalistischen Kreisen zu haben und eine "radikal antisemitische Ideologie" zu vertreten. Laut Berichten der Behörden habe Shahin in der Vergangenheit Kontakte zu Personen gepflegt, die eine gewalttätige Auslegung des Islams vertreten.

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