Chaos im Weißen Haus

So feiert Trump die Entlassung Scaramuccis

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Nach nur zehn Tagen muss der Kommunikationschef schon wieder seine Koffer packen.

Nach nur zehn Tagen im Amt ist Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci seinen Posten im Weißen Haus wieder los. Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders sagte am Montag in Washington, der neue Stabschef John Kelly solle die Möglichkeit bekommen, "sein eigenes Team zu bilden".

Scaramucci, angetreten als glühender Verehrer von Präsident Donald Trump, hatte mit vulgären und obszönen Ausfällen für Schlagzeilen und Kopfschütteln gesorgt. Offen blieb zunächst, ob Trump Scaramucci feuerte oder ob er aus freien Stücken seinen Posten niederlegte.

US-Medien berichteten allerdings, Scaramucci sei auf Wunsch von Kelly entlassen worden. Trumps Sprecherin Huckabee Sanders sagte überdies, der Präsident halte den von Scaramucci gewählten Jargon für "eine Person in dieser Position für unangemessen".

Kurz nach der Entlassung twitterte Trump bereits wieder weiter. "Ein großartiger Tag im Weißen Haus", schrieb er und feierte die Entlassung seines Kommunikationschefs.

 


 

Priebus und Bannon

Kelly trat am Montag sein neues Amt an. Der Ex-General und bisherige Heimatschutzminister löste Reince Priebus ab, der vergangene Woche nach den beispiellosen Attacken Scaramuccis zurückgetreten war.

Scaramucci hatte in einem Ende vergangener Woche bekannt gewordenen Telefonat mit einem Journalisten sowohl Priebus als auch Trumps Chefstrategen Steve Bannon wüst beschimpft. Priebus nannte er dem Magazin "New Yorker" zufolge "einen verdammten paranoiden Schizophrenen" und warf dem damaligen Stabschef vor, vertrauliche Informationen an die Presse weiterzugeben.

Wenige Stunden vor dem Abgang Scaramuccis hatte Trump noch bestritten, dass es "Chaos" im Weißen Haus gebe. Sein neuer Stabschef Kelly hat aber nach in Washington weitverbreiteter Einschätzung nun wohl den Auftrag, für Disziplin und Geschlossenheit in der US-Machtzentrale zu sorgen.

Trump lobte seinen neuen Stabschef bei dessen Amtsantritt für die "enormen Resultate", die er als Heimatschutzminister erzielt habe. Kelly war auf dem Posten unter anderem für den Schutz der Grenzen und die Ausweisung von Einwanderern ohne Aufenthaltsstatus zuständig.

Die Ablösung von Priebus, der früher Parteivorsitzender der Republikaner war, wurde von US-Kommentatoren auch als Ausdruck der Frustration des Präsidenten mit dem Establishment der eigenen Partei gedeutet. Dieser Frust war in der vergangenen Woche durch das Scheitern der Gesundheitsreform im Senat gemehrt worden.

Die dortige Führung der Republikaner hatte sich vergebens bemüht, Geschlossenheit in den eigenen Reihen für die von Trump propagierte Ablösung des unter Obama eingeführten Gesundheitssystems herzustellen. Priebus war unter anderem für die Zusammenarbeit zwischen dem Weißen Haus und den Republikanern im Kongress zuständig.

Scaramucci hatte zum Amtsantritt als Leiter des Medienstabs im Weißen Haus angekündigt, Trumps Politik "aggressiver" kommunizieren zu wollen und die Leistungen des US-Präsidenten besser herauszustellen. Seine Ernennung veranlasste Trumps Pressesprecher Sean Spicer zum Rücktritt. Dieser hatte in den vergangenen Monaten selbst mit diversen Patzern für Aufsehen gesorgt.

Trump steht in der Affäre um undurchsichtige Verbindungen seines Wahlkampfteams zu Russland massiv unter Druck. Auch ist seine Präsidentschaft durch das Scheitern der von ihm propagierten Gesundheitsreform im Senat beschädigt.
 

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