Polit-Attentat in Arizona

So tickt der Amok-Schütze

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Schock und Entsetzen in Amerika nach dem Attentat gegen Gabrielle Giffords (40).

Er ist verantwortlich für Amerikas schlimmstes Politattentat seit 32 Jahren (da wurde ein Abgeordneter erschossen). Und er blickt auf ein verpfuschtes Leben zurück: Aus der Highschool wurde Jared Lee Loughner rausgeworfen, sogar die Armee lehnte ihn ab.

Er sammelte Vorstrafen, vertiefte sich in wirre Verschwörungstheorien, vor allem im Internet: Er wollte keine Schulden zahlen, die nicht durch „Gold“ gedeckt wären, postete er im Web. Er stellte ein gespenstisches Video auf YouTube, das einen als Sensenmann Verkleideten zeigt, der die US-Flagge verbrennt. Dazu spielt er Hardrock mit den Lyrics: „Lasst die Körper zu Boden fallen.“

Hitler und Marx als Lieblingslektüre
Die Palette seiner Lieblingsbücher reicht von Hitlers Mein Kampf bis zum Kommunistischen Manifest von Karl Marx. Ein Ex-Klassenkamerad: „Er störte in der Schule mit unsinnigen Ansagen.“ Aber er galt auch als schüchtern, lebte noch bei seinen Eltern. 2007 hatte er Ärger mit der Polizei wegen Drogen.

Glatze
Die Radikalisierung schritt voran: Er äußerte Todesdrohungen, schor sich den Kopf. Nachbarn sahen ihn nur, wenn er den Hund nach draußen führte. Offenbar wollte er sich das Leben nehmen. Seine letzte Internetbotschaft: "Goodbye, meine Freunde … Bitte seid mir nicht böse.“ Dann kaufte er sich (legal) eine Waffe, startete den Amoklauf. 20 Mal drückte er ab.

6 Tote, 12 Verletzte, 1 Wunder
Bei dem Massaker durch den irren Regierungshasser Jared Lee Loughner (22) am Samstag in Tucson, Arizona, starben sechs Opfer, 12 wurden verletzt. Doch das Wunder: Giffords überlebte, obwohl die Kugel an der Schläfe die Schädeldecke durchschlug und ihr Gehirn durchquerte. Die Demokratin erkannte nach der Notoperation bereits ihren Gatten, „Space Shuttle“-Kommandanten Mark Kelly. Ärzte zeigten sich „optimistisch“ über ihre Genesungschancen. (siehe rechts).

Die Nation trauert: US-Präsident Barack Obama (49) sprach von einer „unvorstellbaren Tragödie“. Im Kongress liegen alle Gesetzesinitiativen auf Eis, entsetzte Bürger legten Blumen nieder.

Samstag, 10 Uhr Ortszeit: 100 Menschen drängen sich in dem Safeway-Supermarkt in Tuscson. Giffords hatte zum Plausch mit Bürgern geladen. Der Täter tritt ein, trägt eine schwarze Kappe, lose Hosen, ein T-Shirt. Er ist schwer bewaffnet: Eine Glock-Pistole, Kaliber 9mm, 75 Schuss Munition, ein Messer. Er drängt zielstrebig zur Politikerin, sein Gesichtsausdruck „eiskalt“, so Zeugen.

Sarah Palin hatte Opfer auf ihre „Zielliste“ gesetzt...
Sofort drückt er aus nächster Nähe ab, schießt weiter in die Menge: Bundesrichter John Roll bricht tödlich getroffen zusammen, Giffords Mitarbeiterin Gabe Zimmerman (30), ihre Tochter (9), ein Pastor (76), zwei weitere alte Frauen. Panik bricht aus: Menschen schreien, drängen, weinen. Zwei Männer stürzen sich auf den Amokläufer, der verhaftet wird.

Der Highschool-Abbrecher, der sich erfolglos bei der Armee bewarb, flutete das Web mit wirren Manifesten, meist gegen die „Gehirnwäsche der Regierung durch Grammatik“. Doch gefragt wird: Hat die gnadenlose Hetze gegen Obama und die Demokraten den Täter beim Amoklauf ermutigt? Giffords überstand eine ekelige Wahlschlacht gegen einen ultrarechten Tea-Party-Kandidaten, der sogar mit einer M16-Maschinenpistole herumballerte. Ihr Wahlbüro wurde während der hitzigen Gesundheitsreformdebatte beschädigt. Sie beschwerte sich, dass sie Rechten-Ikone Sarah Palin auf eine „Zielliste“ setzte. Politologen: Die Hass-Rhetorik hat die Stimmung vergiftet“.

Anklage wegen mehrfachen Mordes

Der Attentäter hat seinen Anschlag offenbar gezielt geplant und wurde deshalb des mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Unter den Funden im Haus des Attentäters war ein Briefumschlag mit verschiedenen "Botschaften" Loughners. Sie enthielten Formulierungen wie "Mein Attentat", "Ich habe voraus geplant" und auch den Namen Giffords. Am Nachmittag (Ortszeit) sollte er erstmals einem Richter vorgeführt werden.

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Amoklauf in Arizona