Kanzlerin Merkel holt den konservativen Kritiker in die Regierung.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel holt einen ihrer schärfsten konservativen Kritiker in ihr neues Kabinett: Der bisherige Finanzstaatssekretär Jens Spahn soll bei der Neuauflage der Großen Koalition CDU-Gesundheitsminister werden, meldete die Deutsche Presse-Agentur am Samstagabend. Der 37-Jährige gilt als Nachwuchshoffnung und wird immer wieder mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz verglichen.
Zunächst hatte die "Bild am Sonntag" über die Entscheidung berichtet. Offiziell will die CDU-Chefin den Führungsgremien ihrer Partei ihre Liste für die Ministerposten am morgigen Sonntag vorlegen. Spahn bekommt damit ein schwieriges Ressort, bei dem es viel Reformbedarf gibt. Vor allem kann er sich als Gesundheitsminister schwer in jenem Politikbereich profilieren, bei dem er Merkel zugesetzt hatte, der Integration.
Junger Konservativer
Der mit einem Journalisten verheiratete Spahn gehört zu den jungen CDU-Konservativen, die in der Flüchtlingskrise auf Distanz zur Parteiführung um Merkel gingen. Er hat starken Rückhalt in der aufstrebenden Jungen Union (JU), die nach dem Absturz der CDU/CSU bei der Bundestagswahl vehement auf eine personelle Neuaufstellung gedrängt hatte.
Spahn war auch als möglicher neuer CDU-Generalsekretär nach dem Rückzug des Merkel-Vertrauten Peter Tauber gehandelt worden. Die Kanzlerin überraschte aber viele Beobachter, indem sie die oft als "Merkel-Klon" bezeichnete saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenberger in diesen Posten hievte.
Von der Leyen bleibt im Verteidigungsministerium
Der Merkel-Gegenspieler war auch als möglicher neuer Verteidigungsminister im Gespräch. Auf diesem Posten bleibt aber nach Informationen der "Bild am Sonntag" Ursula von der Leyen, die schon seit längerer Zeit als Topanwärterin auf die Merkel-Nachfolge gilt. Die deutsche Kanzlerin hat klargestellt, dass sie bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr antreten wird.
Die bisherige Gesundheits-Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz soll laut der Zeitung Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden. Widmann-Mauz ist Chefin der Frauen-Union und gilt als Merkel-Anhängerin. In der CDU heißt es nach Angaben der Zeitung, dass der bisherige Gesundheitsminister Hermann Gröhe leer ausgehen könnte. Der bisherige Kanzleramtschef und geschäftsführende Finanzminister Peter Altmaier soll demnach neuer Wirtschaftsminister werden.