SPLM zieht Kandidaten zurück und glaubt nicht an faire Abstimmung unter Bashir.
Der aussichtsreichste Kandidat der Opposition bei der sudanesischen Präsidentenwahl (11. bis 13. April) tritt nicht gegen den seit 1989 herrschenden Militärmachthaber Omar Hassan al-Bashir an, weil er nicht an eine faire Abstimmung glaubt. Die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) habe ihren Kandidaten Yassir Arman zurückgezogen, berichtete die Zeitung "Sudan Tribune" am Donnerstag in ihrer Onlineausgabe. Arman ist ein langjähriges Feindbild für die islamisch-fundamentalistischen Kräfte des Landes. Bereits vor einigen Tagen hatten Oppositionsparteien im Norden zu einem Boykott der Wahlen aufgerufen, weil sie Wahlfälschungen befürchten.
300.000 Tote seit 2003
Amtsinhaber Bashir wurde von der "Partei
des Nationalen Kongresses" nominiert. Offiziell ist er von seinen
militärischen Funktionen zurückgetreten, um nach den Bestimmungen des
Wahlgesetzes kandidieren zu können. Gegen den 66-jährigen Staatschef hat der
Haager Internationale Strafgerichtshof im März vergangenen Jahres Haftbefehl
wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. In der westlichen
Darfur-Region sind seit 2003 nach UNO-Schätzungen etwa 300.000 Menschen
gewaltsam umgekommen. Dort terrorisieren regimetreue arabische
Janjaweed-Reitermilizen die ansässige Bevölkerung. 2,5 Millionen Menschen
wurden vertrieben, eine Viertelmillion flüchtete in das Nachbarland Tschad.
Im Weltsicherheitsrat in New York verhinderte die Vetomacht China eine
Verurteilung des Regimes in Khartum. Die Afrikanische Union und die
Arabische Liga stärkten Bashir den Rücken.
General Bashir putschte sich 1989 an die Macht. 1996 ließ er sich in einer Scheinwahl im Amt des Staatsoberhauptes bestätigen. 2000 fand neuerlich eine Präsidentenwahl statt, die von der Opposition boykottiert wurde.
"Wahl boykottieren"
"Die SPLM wird die Wahlen in Darfur
boykottieren", sagte der stellvertretende Parteichef Riak Machar. In allen
anderen Wahlbezirken werde die Partei hingegen antreten. Die Partei sei mit
dieser Entscheidung den Forderungen ihrer örtlichen Politiker und anderer
Oppositioneller in Darfur gefolgt, sagte Machar. Bashir hatte mit einer
Verschiebung der Volksabstimmung über die Selbstbestimmung des südlichen
Landesteils im kommenden Jänner gedroht, sollte die SPLM die Wahlen
boykottieren. Die Wahlen sind die ersten Mehrparteienwahlen im Sudan seit
1986.
Für die Wahl des Präsidenten der südlichen Autonomieregion hatte die SPLM ihren Parteichef Salva Kiir aufgestellt, der gegenwärtig sudanesischer Vizepräsident ist. Das 2005 vom Khartumer Regime und den Aufständischen unterzeichnete Friedensabkommen von Nairobi sah umfangreiche Autonomierechte für den Süden vor. Der verlustreiche Bürgerkrieg war 1983 nach der Einführung der islamischen Rechtsprechung auch für Nichtmuslime ausgebrochen. Im Süden organisiert die "Sudanesische Volksbefreiungsarmee" (SPLA) unter der Führung von John Garang den Widerstand gegen die arabischen Machthaber in Khartum. Garang wurde nach der Übereinkunft von Nairobi Vizepräsident und kam kurz darauf bei einem Hubschrauberunglück ums Leben.