Organisationen warnen

Tausende Muslime müssen Koran an Behörden abgeben

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Sollten sie religiöse Symbole wie Gebetsmatten nicht aufgeben, drohen ihnen hohe Strafen.

Aufregung in China. In der chinesischen Unruheregion Xinjiang gehen Behörden, laut Radio Free Asia, hart gegen die dort lebenden muslimischen Uiguren vor. Wie ein Sprecher des Welt-Uiguren-Kongresses sagt, müssen die Muslime in Kashgar, Hotan und anderen Regionen alle Islam-bezogenen Symbole den Behörden abgeben. Dies wurde den Betroffenen via Zuschriften als auch auf Social Media und WeChat (dem chinesischen WhatsApp) mitgeteilt.

Der Koran war den Behörden in den Regionen schon seit einigen Jahren ein Dorn im Auge. Laut ihnen enthalte er „extremistischen Inhalt“.

Organisationen zeigten sich darüber alarmiert und warnten vor dem Eingriff in das persönliche religiöse Leben der Betroffenen.

Der Direktor der „Uyghur Human Rights and Democracy Foundation“, Ömer Kanat verurteilt die Aktion: „In Xi’s China ist Loyalität erzwungen und nicht verdient. Ethnische Minderheiten, Regimekritiker und Gläubige stellen für sie eine Herausforderung für Pekings Vision von unüberlegter Treue zum Staat dar“.

Muslim muss wegen Islam-Unterricht im Netz ins Gefängnis

Erst vor Kurzem wurde in Xinjiang ein Muslim zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er im Internet Beiträge über den Islam veröffentlicht hat. Der 49-Jährige betrieb auf dem sozialen Netzwerk WeChat mindestens eine Diskussionsgruppe, in der er unter anderem Unterricht über Gebetsmethoden und den Koran gab. Das teilte das Oberste Provinzgericht in Xinjiang mit.

Dem Urteil zufolge verstieß der Mann gegen das gesetzliche Verbot religiöser Aktivitäten außerhalb "religiöser Einrichtungen". Bei WeChat handle es sich nicht um einen solchen Ort.

Spannungen seit vielen Jahren

Hintergrund sind Spannungen zwischen der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang und den Han-Chinesen, der größten Volksgruppe in China. Das muslimische Turkvolk fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den Han-Chinesen unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik angeschlossen.

Schon seit vielen Jahren kommt es in der Region immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen. Der nun verurteilte Mann gehört den Hui-Chinesen an, einer weiteren muslimischen Minderheit des Landes.
 

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