Südkorea

Todes-Fähre: Kapitän ging schon einmal unter

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Seefahrer mit 40 Jahren Berufserfahrung führte die "Sewol" in die Katastrophe.

„Die Taten des Kapitäns und einiger Besatzungsmitglieder waren vollkommen unverständlich, inakzeptabel und kamen Mord gleich.“ Mit scharfen Worten verurteilte Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye die Crew der Sewol. Die Fähre war am Mittwoch mit 476 Passagieren gesunken.

Die Crew habe die Passagiere „im Stich gelassen“, jetzt sollen die Verantwortlichen rasch vor Gericht, so Park. Am Montag wurden vier weitere Crewmitglieder verhaftet. Doch die Hauptverantwortung wird bei Kapitän Lee Joon-seok (69) gesucht.

Der Kapitän hat sein Schiff verlassen, obwohl die meisten Passagiere längst noch nicht in Sicherheit waren. Dem seit Samstag Inhaftierten droht jetzt eine Anklage wegen Fahrlässigkeit und Verstößen gegen die Dienstpflichten. Dabei ist Lee ein Seemann mit 40-jähriger Berufserfahrung. Bekannt ist, dass er an dem verhängnisvollen Tag des Untergangs für den eigentlichen Kapitän der "Sewol" eingesprungen war. Den gefährlichen Streckenabschnitt, auf dem sich das Unglück ereignete, soll er aber schon mehrmals befahren haben.

Kapitän ging schon einmal unter
In einem alten Werbe­video zeigte sich Todeskapitän Lee Joon-seok stolz auf die Sewol: „Die Passagiere, die mit uns nach Jeju fahren, sind sicher unterwegs. Sicherer als mit jedem anderen Transportmittel – solange sie den Anweisungen der Crew folgen.“ Welche Ironie, dass gerade das Zögern der Crew jetzt unzählige Passagiere das Leben kostete.

Genau auf dieser Strecke kenterte die Fähre - den Passagieren wurde per Lautsprecher befohlen, sich ruhig zu verhalten und sich nicht zu rühren. Das geht aus Smartphone-Videos von Überlebenden hervor. Die meisten hielten sich daran.

Lee selbst rechtfertigte sich nach dem Unfall. Nach einer Vorführung vor Gericht sagte er, er habe angesichts der starken Strömung die Evakuierungsanordnung hinausgezögert. Die Verantwortung für die Katastrophe übernahm er nicht.

In einem Zeitungsinterview von 2004 berichtete Lee zudem, dass er bereits in der Vergangenheit als Kapitän von Bord eines sinkenden Schiffes gerettet werden musste.

In einem weiteren Interview beschrieb Lee auch seine Ängste. "Ich hatte schon auf Schiffen gearbeitet, als ich Mitte 20 war", sagte er vor vier Jahren in einem Interview, das jetzt eine Zeitung ausgegraben hat. Nach jedem Sturm habe er ans Aufhören gedacht, sagte er demnach. Doch jedes Mal habe er sich wieder aufs Wasser getraut.

104 bestätigte Todesopfer

Unterdessen teilte am Dienstag die Küstenwache mit, dass die offizielle Totenzahl nun bei 104 liege. Vermisst würden zugleich noch 198 Passagiere und Besatzungsmitglieder.  Realistische Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, gibt es nicht mehr.

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