US-Außenpolitik-Legende: Idee einer "neutralen Ukraine" nicht mehr sinnvoll
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hat sich angesichts des russischen Angriffskriegs für einen NATO-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. "Vor diesem Krieg war ich gegen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO, weil ich befürchtete, dass damit genau der Prozess in Gang gesetzt würde, den wir jetzt erleben", sagte der 99-Jährige am Dienstag in einer Videoschaltung beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Mittlerweile sei er der Ansicht, dass die Idee einer "neutralen Ukraine" nicht mehr sinnvoll sei, ergänzte Kissinger. Nach Friedensgesprächen sollte das westliche Verteidigungsbündnis dem Land Garantien für eine Mitgliedschaft geben. Russland sei wahrscheinlich nicht in der Lage, den Krieg mit konventionellen Mitteln zu gewinnen, sagte Kissinger weiter. Die USA sollten ihre militärische Unterstützung für die Ukraine fortsetzen, bis es eine Perspektive für einen Waffenstillstand gebe. Es dürfe aber keinen Krieg der Verbündeten gegen Russland selbst geben. Moskau müsse die Perspektive gegeben werden, wieder Teil des internationalen Systems zu werden. Kissinger war Außenminister von 1973 bis 1977.