Nach Raketenangriff auf Odessa

Selenskyj: ''Kein Dialog mit Russland möglich''

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa als einen Akt "offensichtlicher russischer Barbarei" verurteilt.  

Die Schläge seien ein weiterer Grund dafür, der Ukraine solche Waffen zu geben, "die für unseren Sieg notwendig sind", sagte der Staatschef in seiner am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft. Das ukrainische Militär teilte am Sonntag mit, dass der Beschuss im Norden, Süden und Osten fortgesetzt wurde.

Im Donbass bereiten demnach die russischen Kräfte einen Angriff auf die Stadt Bachmut vor. Laut ukrainischer Armee wurden vom 24. Februar bis zum 24. Juli insgesamt 39.520 russische Soldaten getötet. Zudem seien 1.722 russische Panzer, 3.942 gepanzerte Kampffahrzeuge, 869 Artilleriesysteme, 255 Flugabwehrraketensysteme, 113 Luftverteidigungseinheiten, 221 Kampfflugzeuge, 188 Hubschrauber und 15 Kriegsschiffe zerstört worden, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform mitteilte. Von unabhängiger Seite ließen sich diese Zahlen zunächst nicht bestätigen.

Getreide-Abkommen

Selenskyj warf Russland vor, einen Tag nach dem in Istanbul unterzeichneten Abkommen über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Russland weist das zurück, wie die Türkei nach einem Gespräch mit der Kriegspartei mitgeteilt hatte.

Dagegen meinte Selenskyj, dass sich Russland mit den Raketenangriffen politisch bloßgestellt habe. "Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört", sagte er. Der Angriff sei international verurteilt worden.

Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die drei beteiligten Häfen dürfen demnach nicht angegriffen werden. Es geht dabei unter anderem um die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide. Die unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnete Einigung sieht vor, die Exporte von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwachen zu lassen.

Die US-Regierung machte Russland für den Beschuss von Odessa verantwortlich und verurteilte den Angriff auf das Schärfste. Nur einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer habe Russland seine Verpflichtungen gebrochen, teilte US-Außenminister Antony Blinken am Samstag (Ortszeit) mit. "Dieser Angriff lässt ernste Zweifel an der Glaubwürdigkeit des russischen Engagements für die gestrige Vereinbarung aufkommen."

Blinken kritisierte, der Beschuss untergrabe die Arbeit der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine, um wichtige Nahrungsmittel auf die Weltmärkte zu bringen. Russland trage die Verantwortung für die Verschärfung der weltweiten Nahrungsmittelkrise. Moskau habe der Vereinbarung zur Ausfuhr von Getreide zugestimmt und stehe nun in der Pflicht, sie vollständig umzusetzen.

Russland dementiert Angriff

Russland hat nach Angaben des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar erklärt, es habe nichts mit diesem Angriff zu tun und wolle den Vorfall untersuchen. Eine offizielle russische Reaktion lag bis Samstagabend nicht vor.

Selenskyj erklärte in seinem Video zudem, der 150. Kriegstag sei wie viele andere auch gewesen. Neben den Raketenangriffen habe es schwere Gefechte im Donbass und im Gebiet Charkiw gegeben. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege. Vor allem zeige sich das in der Region Cherson im Süden. "Die Streitkräfte der Ukraine bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts", sagte Selenskyj.

Russland hatte die südukrainische Region am Schwarzen Meer unmittelbar nach Kriegsbeginn Ende Februar eingenommen. Moskautreue Separatisten dort kündigten zuletzt an, sie wollten eine Volksabstimmung für einen Beitritt zu Russland ansetzen. Die Ukraine will das verhindern und das Gebiet auch mithilfe der von den USA und anderen NATO-Staaten gelieferten schweren Waffen zurückerobern.

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