Der Abtreibungswunsch einer 14-Jährigen aus Lublin sorgt in Polen für eine immer hitzigere Debatte.
Die Stiftung für Frauen und Familienplanung, die das Mädchen unterstützt, appelliert an die Regierung, den Schwangerschaftsabbruch zu ermöglichen.
Kliniken weigern sich
"Wir hoffen, dass Sie nicht zulassen, dass
im von ihnen geführten Staat das Recht verletzt wird", heißt es in einem
offenen Brief an Premier Donald Tusk von der rechtsliberalen Bürgerplattform
(PO), aus dem die Zeitung "Gazeta Wyborcza" am Donnerstag zitiert. Mehrere
Kliniken, zunächst in Lublin und nun in Warschau, hatten den Eingriff
abgelehnt, obwohl das Mädchen angibt, Opfer einer Vergewaltigung zu sein. In
diesem Fall lässt das polnische Recht eine Abtreibung zu.
"Moralische Prinzipien" sprechen dagegen
Die Direktion
des Spitals in Warschau lehnt die Operation ab, weil der Wille der
14-Jährigen nicht feststehe. "Sie hat ihre Entscheidung mehrfach geändert",
so der Krankenhaus-Direktor Jacek Solorz gegenüber Journalisten. In diesem
Fall verböten "ethische und moralische Prinzipien", die Abtreibung
vorzunehmen.
Katholische Priester mischten sich ein
Umstritten sind allerdings
auch die Umstände, unter denen sich das Mädchen gegen eine Abtreibung
geäußert haben soll. Denn sowohl in den Spitälern in Lublin als auch in
Warschau wurde sie unfreiwillig von einem katholischen Priester und
Aktivisten der Organisation "pro life" begleitet, die sie von der Abtreibung
abbringen wollten.
Linke Parteien wollen Priester klagen
Die im Parlament vertretene
Partei "Bündnis der demokratischen Linken" (SLD) erklärte am Donnerstag, sie
werde eine Strafanzeige gegen den Priester stellen. Er habe die
Persönlichkeitsrechte des Mädchens verletzt, indem er ihr ohne ihre
Zustimmung gefolgt sei. Erzbischof Jozef Zycinski hatte den Geistlichen in
einem TV-Interview verteidigt. "Die Kirche kämpft um jedes Leben", sagte
Zycinski.
Schriftliches Einverständnis des Mädchens
Der
Ombudsmann der Regierung für Menschenrechte, Janusz Kochanowski,
veröffentlichte am Donnerstag eine Erklärung zu der Debatte. Er erwähnte
darin eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft dafür, dass die
Schwangerschaft sehr wahrscheinlich Folge einer Vergewaltigung sei. Außerdem
gebe es eine schriftliche Einwilligung des Mädchens zu einem Abbruch der
Schwangerschaft.
Konservative Politiker und Medien kritisierten die Zeitung "Gazeta Wyborcza", die als erste das Thema aufgegriffen hatte, für ihre Berichterstattung. Die Journalisten hätten "die Grenzen des Anstands überschritten", indem sie über das Privatleben der 14-Jährigen berichteten, so Aleksandra Natalli-Swiat, Abgeordnete der rechtskonservativen Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) in einem Fernsehinterview.
Entscheidung hat nicht mehr lange Zeit
Die Entscheidung für eine
Abtreibung des Mädchens müsste bald fallen, da es schon in der 11.
Schwangerschaftswoche ist. Das polnische Recht sieht einen
Schwangerschaftsabbruch nur bis zum Ende der 12. Woche vor.