In den ersten Medienberichten zur Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004 war noch von neun Opfern die Rede. Heute geht man von rund 200.000 Toten aus.
"Bei einem heftigen Erdbeben auf der indonesischen Insel Sumatra sind am Sonntag mehrere Menschen ums Leben gekommen. Neun Menschen ertranken in den vom Erdstoß ausgelösten Flutwellen", lautete die erste Eilt-Meldung am 26. Dezember vergangenen Jahres zu einer Naturkatastrophe von damals ungeahntem Ausmaß.
Zwei Jahre danach geht man von 180.000 bis zu 230.000 Menschenleben aus, die dem Tsunami in Südostasien und Ostafrika zum Opfer gefallen sind. Exaktere Zahlen vermag bis heute niemand zu nennen. Im Folgenden eine Chronologie der ersten zwei Wochen nach der Katastrophe:
- 26. Dezember 2004:
Kurz nach 3.00 Uhr MEZ treffen erste
Meldungen ein, wonach die indonesische Insel Sumatra von einem Erdbeben
erschüttert wurde. Eineinhalb Stunden später ist von neun Toten durch eine
Flutwelle die Rede. Gegen Mittag werden mehr als 3.000 Tote gemeldet, die
Hälfte davon aus Sri Lanka. Weitere betroffene Länder: Thailand, Indien.
Im Außenministerium in Wien wird eine Hotline für besorgte Angehörige von Urlaubern eingerichtet. Konsul Edwin Ferner begibt sich von Bangkok auf die schwer betroffene thailändische Ferieninsel Phuket.
- 27. Dezember 2004:
Es wird bekannt, dass durch das schwerste
Beben seit 40 Jahren und die dadurch ausgelöste Flutwelle mindestens 12.000
Menschen ums Leben gekommen sind, unter ihnen auch Österreicher.
Das Rote Kreuz schickt psychosoziale Fachkräfte nach Phuket, die
Österreicher betreuen sollen. Bis Mittag wird bekannt, dass die Zahl der
Flutopfer auf 20.000 gestiegen ist. Die UNO spricht von einer "Katastrophe
ohne Beispiel".
Rückholaktionen für verletzte Österreicher laufen
an. Cobra-Beamte fliegen nach Thailand und Sri Lanka. Am Nachmittag treffen
Meldungen ein, dass die Flutwelle auch in Ostafrika hunderte Menschen
getötet hat.
Am Abend kehren die ersten Urlauber aus der Katastrophenregion zurück, darunter einige Verletzte.
Das Außenministerium bestätigt vier tote Österreicher.
- 28. Dezember
Es wird geschätzt, dass durch die Flutwelle
insgesamt 55.000 Menschen umgekommen sind. Die französische
Accor-Hotelgruppe weist auf 280 Vermisste im Hotel Sofitel im thailändischen
Khao Lak hin.
Eine neue "Nachbar in Not"-Aktion wird beschlossen.
Das Außenministerium in Wien bestätigt fünf tote Österreicher.
- 29. Dezember:
Nach heftiger Kritik an der Betreuung
Betroffener in Thailand räumt das Außenministerium "Anfangsschwierigkeiten"
ein. Das Innenministerium entsendet Disaster Victim Identification-Teams.
Außenministerin Ursula Plassnik befürchtet 50 bis 60 tote Österreicher.
- 30. Dezember:
Bis zu 100 Österreicher dürften laut
Außenministerium in Thailand die Katastrophe nicht überlebt haben. Im Wiener
Stephansdom findet ein Gedenkgottesdienst statt.
UNO-Generalsekretär Kofi Annan spricht von einer "beispiellosen globalen Katastrophe" mit 130.000 Toten und einer halben Million Verletzten.
- 31. Dezember:
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph
Schönborn trifft im Rahmen einer lange geplanten Reise in Indonesien ein.
Fünf Tage nach der Katastrophe wird die Gesamtzahl der Toten mit 140.000
angegeben.
Das Außenministerium sucht 800 Österreicher in der Region. Plassnik spricht von 130 möglicherweise ums Leben gekommenen Österreichern.
Die internationale Finanzhilfe hat nach UNO-Angaben 1,2 Milliarden Dollar (880 Millionen Euro) erreicht.
Zu Silvester werden vielerorts Spenden gesammelt.
- 1. Jänner:
Die UNO rechnet mit 150.000 Toten. Das
Bundesheer findet 14 vermisste Österreicher in Spitälern in Bangkok. Die UNO
hat Hilfszusagen von zwei Milliarden Dollar (1,71 Mrd. Euro).
- 2. Jänner:
490 Österreicher gelten als vermisst.
Außenministerin Plassnik: Man müsse sich darauf vorbereiten, dass mehrere
hundert von ihnen tot sind.
Die UNO startet eine Luftbrücke für die indonesische Region Aceh.
- 3. Jänner:
Indonesien beginnt gemeinsam mit anderen
asiatischen Staaten mit dem Aufbau eines Warnsystems für Tsunamis und andere
Naturkatastrophen.
- 4. Jänner:
Der Tod von zehn Österreichern ist bestätigt,
443 gelten als vermisst.
Die EU hat 436 Millionen Euro an Hilfe zugesagt.
Das Bundesheer fliegt mit Wasseraufbereitungsanlagen nach Sri Lanka.
Thailands Chefmeteorologe wird entlassen, weil er nicht rechtzeitig vor dem Tsunami warnte.
Die UNO befürchtet 200.000 Tote.
- 5. Jänner:
Erzbischof Schönborn kehrt von Sumatra zurück: "Jeder
Überlebende ist ein Wunder."
Die Aufbaukosten in Sri Lanka werden auf 1,3 Milliarden Dollar (1,109 Mrd. Euro) geschätzt.
EU-weit drei Schweigeminuten zum Gedenken an die Flutopfer.
- 6.Jänner:
Die EU stellt 1,5 Mrd. Euro für die Opfer der Flutkatastrophe zur Verfügung.
- 7. Jänner:
Die Sorge um die nach dem Tsunami verwaisten
oder von ihren Familien getrennten Kinder wächst. Sri Lanka verbietet bis
auf Weiteres Adoptionen.
Noch immer werden 488 Österreicher im Krisengebiet vermisst.
Die Katastrophenhilfseinheit AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit) beginnt mit der Aufbereitung von Trinkwasser in der Umgebung von Galle auf Sri Lanka.
Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt die Identifizierung der Opfer eine noch viel größere Herausforderung dar als nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Österreichische Hilfsorganisationen berichten von überwältigender Spendenbereitschaft: Allein bei "Nachbar in Not" gingen bisher rund 20 Mio. Euro ein.
Die sieben führenden Industriestaaten (G-7) wollen der Krisenregion ein Schulden-Moratorium gewähren.
- 8. Jänner:
Die Weltbank stellt den betroffenen Ländern
Finanzhilfen bis zu 1,5 Mrd. Dollar (1,136 Mrd. Euro) in Aussicht.
- 9. Jänner:
Das erste österreichische Rescue-Team kehrt
aus Thailand zurück. Die Experten kümmerten sich dort vor allem um die
Aufspürung von verschollenen Österreichern, mit ihrer Hilfe wurde die Liste
von 1.700 Vermissten auf rund 350 gesenkt. 65 Künstler aus Österreich nehmen
die Benefiz-Single "Deine Hilfe wird gebraucht"auf.
10. Jänner:
Österreich stockt seine Hilfe auf 50 Millionen
Euro auf.