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Im Test: US-Stadtplan mit Sex-Verbrechern

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Auf einer US-Website können besorgte Eltern alle Sex-Unholde ihrer Nachbarschaft abrufen. ÖSTERREICH hat's ausprobiert!

Im März 2003 hat der Oberste US-Gerichtshof entschieden: Daten über Sex-Täter dürfen im Internet veröffentlicht werden.

Straßenkarte mit Sextätern
Daraufhin hat der junge PC-Spezialist Steve Roddel aus Indiana eine Website gegründet, über die besorgte Eltern amtsbekannte Triebtäter in ihrer Nachbarschaft ausfindig machen können: Gegen eine einmalige Pauschale von 10 US-Dollar spuckt die Datenbank alle Sex-Unholde aus der unmittelbaren Umgebung aus. Samt Name, Photo, Körpergröße- und gewicht, Wohnadresse und Details über deren Taten. Das Ergebnis wird auf einer Straßenkarte dargestellt.

Bereits 500.000 Einträge
US-weit sind bereits 500.000 Triebtäter eingetragen. Jeder neue Fall wird unverzüglich in der Datenbank ergänzt. Eltern können nicht nur in ihrer unmittelbaren Wohnadresse suchen, sondern auch in der Umgebung der Schule oder in der Nähe von Freunden, bei denen sich ihr Kind öfter aufhält. Hat man einmal gezahlt, kann man beliebig viele Adressen abrufen.

Herbert Bauernebel hat's für ÖSTERREICH getestet
Die Prozedur dauert samt Kreditkarteneingabe nicht länger als ein paar Minuten – und das Ergebnis wirkt bedrohlich. Die Eingabe meiner Privatadresse in New York in die Website www.offenderreport.com, wo Aufenthaltsorte von Sex-Straftätern im meiner Nachbarschaft um zehn Dollar abgefragt werden kann, fördert gleich sechs Treffer innerhalb weniger Gehminuten zu Tage mit insgesamt zehn registrierten Tätern: Die Orte sind mit roten Punkt und weißen Stern markiert, fährt man mit der Maus drüber, tauchen die Haftbilder verschiedenster Verurteilter auf:

Fülle von Einträgen
Florentino Alvarado zum Beispiel, ein verurteilter Sodomist, wohnt gleich dort, wo ich oft mit meiner Familie Zeitungen einkaufe. Eine Internet-Suche nach seinem Namen auf “Google” bringt eine Fülle von Einträgen in spanischer Sprache zu Tage, nichts von besonderem Wert bei der Such nach Antworten: Was der wirklich angestellt? Und wie gefährlich ist der Mann heute? Die größte Anhäufung ist in einigen nahen Homeless-Unterkünften zu finden, darunter einige verurteilte Vergewaltiger. Eine Googe-Suche nach einem weiteren Namen, Tyrone Allen, der laut Webeintrag einen “nicht näher definierte Sex-Tat” begangen hat, fördert ein altes Gerichtsdokument zu Tage: Darin bekennt sich Tyrone für Ladendiebstahl schuldig – und wird zu zwei Jahren Haft verdonnert. Ob es der gleiche Mann ist, ist unmöglich zu eruieren.

Praktischer Wert fraglich
Für mich ist der praktische Wert fraglich: Ein Meer an roten Punkten rund den Wohnort von Bürgern kann schlaflose Nächte bescheren, doch die Information ist dünn. Wer sich dann täglich schrecken lassen will, kann ein Monatsabo um $4.95 kaufen und wird dann laufend mit Haftbildern neuer, sich niedergelassener Sextäter versorgt.

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