Wirtshaus-Krise

Pro Woche sperren 27 Pubs in England zu

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Eine der berühmtesten Einrichtungen Englands steckt in der Krise: Die Pubs - immer mehr sperren zu. 2007 waren es 1.400.

Sie gehören zu Großbritannien wie die Queen, eine Tasse Tee und Fish & Chips. Sie sind Treffpunkt für Touristen genauso wie für Trunkenbolde und Geschäftsleute: die Pubs. Doch nun droht immer mehr Lokalen das Aus. Die schwächelnde Wirtschaft, Billigbier aus dem Supermarkt, das Rauchverbot und der Anti-Alkohol-Kampf der britischen Regierung bedrohen die Existenz vieler Pubbesitzer. Der Branchenverband warnt bereits vor einer "Pub-losen Zukunft".

1.400 sperrten 2007 zu
Die Zahlen zeichnen in der Tat ein trostloses Bild. Nach Angaben der Britischen Brauerei- und Pub-Vereinigung schlossen im vergangenen Jahr 1.400 Pubs - im Jahr zuvor waren es noch 200. Pro Woche drehen damit im Schnitt 27 Wirtshäuser ein für alle Mal den Zapfhahn zu. Und die, die noch offen sind, klagen über mangelnden Bierdurst: Im zweiten Vierteljahr 2008 wurden in Pubs fast elf Prozent weniger Bier verkauft - das sind pro Tag 1,6 Millionen Pints weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. "Der Bierverkauf läuft so schlecht wie seit der 'Großen Depression' in den 30er Jahren nicht mehr", sagt Verbandschef Rob Hayward.

Die Parallele zu der schweren Wirtschaftskrise in den USA ist nicht zu weit hergeholt. Denn in Großbritannien hat die derzeitige Kreditkrise besonders stark zugeschlagen: Die Hauspreise fallen, Lebensmittel und Strom werden immer teurer und das Vertrauen der Verbraucher ist im Keller. Vielen Briten ist die Lust vergangen, ihr Geld im Pub auszugeben.

"Es ist wie ein Feuer, das um sich greift. Rund herum herrscht Pub-Sterben", klagt der Besitzer des "Stephan Langton Inn" in der südenglischen Grafschaft Surrey. Vor allem die Supermarktketten seien für den Niedergang verantwortlich. "Die verkaufen das Bier noch unter dem Einkaufspreis, um die Leute anzulocken. Dann wird zu Hause getrunken, statt in Gesellschaft im Pub um die Ecke." Wer auf's Geld schauen muss, überlegt sich eben zweimal, ob er für ein Pint (etwas mehr als einen halben Liter) umgerechnet rund 50 Cent im Supermarkt oder fast vier Euro wie in manchen Londoner Pubs ausgibt.

Hohe Steuern gegen Exzesse
Ein anderer Besitzer gibt der Regierung die Schuld an der Pub-Krise. Denn die versucht derzeit, den um sich greifenden Trinkexzessen der Jugend unter anderem mit höheren Steuern auf Alkohol Einhalt zu gebieten. "Diese Regierung und die anderen sagen, sie wollen eine Café-Kultur in diesem Land", klagt Frank Feehan, Betreiber des "Dykes End" in Cambridgeshire, in der BBC. "Wir haben aber bereits eine Art Café-Kultur, es ist eine Pub-Kultur. Das heißt nicht Kampftrinken, sondern zu einem Ort wie diesen zu kommen, ein lokal gebrautes Bier zu trinken und die Zeit zu genießen."

Schließlich ist das "Public House" eine urbritische Institution, die aus dem gesellschaftlichen Leben nicht wegzudenken ist. Um neue  Einnahmequellen zu erschließen, bieten viele Pubs heute weit mehr als nur Bier und Chips an. Doch exotisches Thai-Food kann anscheinend genauso wenig gegen das Pub-Sterben ausrichten wie eine erlesene Weinkarte oder die Aufhebung der Sperrstunde vor drei Jahren. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, 24 Stunden geöffnet zu haben, verlangt eine teure Lizenz und wird nur von wenigen Pubs genutzt. Auf der Suche nach einem kühlen Bier heißt es in den meisten Lokalen wie gehabt um 23.00 Uhr "last orders", also letzte Runde.

Für Nostalgie bleibt bei alldem wenig Platz, denn immer mehr der rund 57.000 Pubs im Vereinten Königreich werden von Ketten wie Punch Taverns und Enterprise Inns aufgekauft. Traditionalisten stößt das bitter auf. "Dort darf man nicht einmal seinen Hund mitnehmen", schimpfte ein Gast im "Stephan Langton Inn" über ein Pub in der Nachbarschaft, das kürzlich an eine Kette gegangen ist. Doch ein Mittel gegen den versiegenden Bierdurst der Briten scheinen auch die Pub-Riesen nicht gefunden zu haben: Sie melden ebenfalls Umsatzeinbrüche.

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