Der Müll-Streit in Neapel geht weiter. Zwar wurden einige Deponien wieder geöffnet, aber diese sind nicht in der Lage dem gesammelten Müll herr zu werden.
Zwei Monate nach Beginn der Müllkrise in Neapel verschlechtert sich die hygienische Lage in der Vesuvstadt wieder. Im Zentrum der süditalienischen Metropole türmen sich erneut Berge von Unrat, die in den letzten Wochen verschwunden waren, stellte die römische Tageszeitung "La Repubblica" fest. Vor den eleganten Geschäften auf der zentralen Shoppingmeile Via Toledo im Herzen Neapels häufen sich Hunderte von Müllsäcken. Der Plan der Regierung Prodi zur Bewältigung der Krise zeigt kaum Resultate.
Zu wenig offene Deponien
Die wenigen Deponien, die in den letzten
Wochen trotz vehementer Bürgerproteste wieder eröffnet wurden, sind nicht in
der Lage, die Tonnen von Unrat zu entsorgen, die sich seit Mitte Dezember
auf den Straßen der Region um Neapel türmen. Auch die Züge, die den Müll aus
Neapel zur Entsorgung nach Norditalien und Deutschland bringen, reichen
nicht mehr aus, um die Notlage zu bewältigen.
Aufgebrachte Bürger drohen nun mit einem Boykott der Mitte April geplanten Parlamentswahlen. "Wir werden nicht wählen, keine Partei verdient unsere Stimmen. Eine der schönsten Regionen der Welt ist zu einer riesigen Müllhalde geworden", sagte ein wütender Rentner. Die spontan entstandene Öko-Bewegung "No Monnezza" (Kein Mist) nimmt am Wahlkampf für die Parlamentswahlen teil und hofft mit Slogans gegen die Müllkrise in Neapel die Stimmen erzürnter Bürger zu gewinnen.
"Wir können die Fenster nicht mehr offen lassen, weil die Käfer aus den Müllsäcken in unsere Wohnungen krabbeln", klagte eine Hausfrau in einem neapolitanischen Vorort. Plakate mit Slogans gegen den Präsidenten der Region Kampanien, Antonio Bassolino, der sich mit 27 weiteren ranghohen Verwaltungs- und Firmenvertreter unter anderem Betrug und Machtmissbrauch im Zusammenhang mit der Müllkrise vor der Justiz verantworten muss, sind überall im Stadtzentrum zu sehen.
Entsorgungsprobleme seit mehr als 10 Jahren
Neapel und Umland
haben seit mehr als einem Jahrzehnt mit massiven Entsorgungsproblemen zu
kämpfen. Deponien und Recyclinganlagen sind chronisch überlastet. Auf dem
Recyclingmarkt mischt die neapolitanische Mafia, die Camorra, mit. Anfang
des Jahres eskalierte die Müllkrise, nachdem sich mehr als 350.000 Tonnen
Unrat in den Straßen Neapels und der Umgebung angesammelt hatten.