Eine Expertin warnt vor der Lobbyarbeit der "politischen Psycho-Gruppe", die nach Brüssel, London und Madrid nun auch in Berlin ein Zentrum einrichtet.
Die geplante Eröffnung eines großen Scientology-Zentrums in Berlin ist nach Ansicht der Expertin Ursula Caberta Teil eines europaweiten Kreuzzugs der Organisation. Das neue Zentrum, das am Samstag im Berliner Stadtteil Charlottenburg eröffnet werden soll, gehöre zu einer generalstabsmäßigen Gesamtplanung namens "Keuzzug Europa", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology in der Hamburger Innenbehörde. In einem internen Scientology-Papier heiße es dazu: "Um unsere planetarischen Rettungskampagnen in Anwendung zu bringen, müssen wir die obersten Ebenen der deutschen Regierung in Berlin erreichen." Die Organisation führt laut Caberta einen Krieg gegen das demokratische System. Die Führung in den USA habe die Losung ausgegeben: "Jetzt ist Europa dran".
"Menschenverachtende Ideologie"
Scientology verfolge
mit der Kampagne eine "menschenverachtende Ideologie", die "im krassen
Gegensatz zu unserem Grundgesetz" stehe, warnte Caberta. Zwar sei die
Organisation schon lange in Berlin und in einem weit verzweigten Netzwerk in
Deutschland aktiv. Das in dem internen Papier genannte Ziel, "die nötigen
Zufahrtsstraßen in das deutsche Parlament zu bauen", stelle aber eine neue
Dimension dar. "Das ist ein sehr großer Schritt", sagte Caberta, deren
Arbeitgruppe die Aktiviäten von Scientology seit 1992 verfolgt.
Schwer erkennbare Unterorganisationen
Für die Lobbyarbeit gründet
Scientology laut Caberta eine Vielzahl von Unterorganisationen, die nicht
ohne weiteres als solche erkannt werden können. So habe eine Gruppe mit
Namen "Aktion transparente Verwaltung" massiv für die Verabschiedung des
Informationsfreiheitsgesetzes geworben. Davon hätten sich die Scientologen
Informationen über die Haltung deutscher Behörden zu ihrer Organisation
versprochen. Die Gruppe "Mitbürger unterstützen Toleranz" (MUT) habe
Passanten für Unterschriftenaktionen für Religionsfreiheit geworben, um die
Position von Scientology, die sich als Religionsgemeinschaft verstanden
wissen will, zu stärken. Nach Cabertas Einschätzung ist Scientology weder
eine Religion noch eine Sekte. Die Organisation sei eine "politische
Psycho-Gruppe" und alles, "nur nichts Religiöses".
"Mentale Programmierung"
Von Scientology, die vom
Bundesverfassungsschutz und den meisten Landesämtern für Verfassungsschutz,
nicht aber vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet wird, gehen laut
Caberta mehrere Gefährdungen aus. Zum einen könnten Menschen wegen der
Verheißung völliger Freiheit leicht in die Organisation "hereingeraten" und
sich damit einer "mentalen Programmierung" aussetzen. Das habe laut Caberta
"gravierende Auswirkungen auf die Person": "Sie werden einfach zum Rädchen
im System, ohne dass sie weiter darüber nachdenken", sagte Caberta, deren
Arbeitsgruppe neben Angehörigen von Scientology-Mitgliedern auch Aussteiger
betreut.
Zentren in Brüssel, Madrid, London
Für die Gesellschaft
stelle Scientology eine Gefahr dar, weil sich ihre Mitglieder aktiv für eine
scientologische Gesellschaft einsetzten. Caberta forderte daher alle Länder
Europas auf, sich gemeinsam mit der von Scientology ausgehenden Gefahr zu
befassen. Scientology hat bereits Zentren in Brüssel, Madrid und London
eröffnet.