Die geplanten Standorte für die Bohrungen in der Bristol-Bucht befinden sich in ökologisch kritischen Regionen. Naturschützer äußern Besorgnis.
Nach mehr als 16 Jahren hat US-Präsident George W. Bush das Verbot von Öl- und Gasbohrungen in einer Bucht in Alaska aufgehoben, in der gefährdete Walarten, Rotlachse und andere Meereslebewesen zuhause sind. Die Entscheidung sei im Interesse einer sicheren Energieversorgung getroffen worden, sagte Innenminister Dirk Kempthorne am Dienstag in Washington.
Ökologisch kritische Regionen
Auf scharfe Kritik stieß
der Beschluss bei Naturschützern. "Das ist ein trauriger Tag für die
Bristol-Bucht", sagte der Direktor des Alaska-Rates für Meeresschutz, Eric
Siy. Die geplanten Standorte für die Bohrungen befänden sich in ökologisch
kritischen Regionen. Dort sucht nach Angaben Siys auch der Pazifische
Nordkaper nach Nahrung, eine der am meisten gefährdeten Walarten der Erde.
Die für Bohrungen ausgesuchten Regionen liegen auch auf der Wanderroute von
Lachsen, die nach dem Laichen in den Flüssen von Westalaska zur
Bristol-Bucht zurückkehren.
Rohöl und Erdgas vermutet
Um die Aufhebung des Verbots
hatte sich vor allem der republikanische Senator Ted Stevens bemüht. Der
Politiker hatte 2003 bereits den Kongress dazu gebracht, sein Moratorium
aufzuheben. Das Verbot der Bohrungen war 1990 unter dem Eindruck der
Tankerkatastrophe der "Exxon Valdez" beschlossen worden. Stevens begrüßte
Bushs Entscheidung ebenso wie die neu gewählte Gouverneurin Sarah Palin, die
ebenfalls der Republikanischen Partei angehört. In einem 320 Kilometer
breiten Küstenstreifen vor der Bucht werden 200 Millionen Barrel Rohöl und
große Mengen Erdgas vermutet.
Unterdessen wurde am Dienstag nach dem Austritt von mehr als 1.500 Litern Öl die Trans-Alaska-Pipeline abgeschaltet. Das Rohöl trat aus einem oberirdischen Teil der fast 1.300 Kilometer langen Pipeline im Norden von Alaska aus, wie Behörden mitteilten. Ursache ist eine beschädigte Schweißnaht.