Der britische Außenminister Dominic Raab telefonierte mit Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam.
Hongkong/London. China hat Großbritannien dazu aufgefordert, jegliche "Einmischung" in Hongkong einzustellen. Peking verlange, "dass die britische Seite sofort alle Aktionen stoppt, die in Angelegenheiten Hongkongs hineinpfuschen und Chinas innere Angelegenheiten stören", erklärte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums am Samstag.
Peking reagierte damit auf ein Telefonat zwischen dem britischen Außenminister Dominic Raab und Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam. Raab habe Lam auf die Notwendigkeit einer "vollständigen, unabhängigen Untersuchung in jüngste Ereignisse" hingewiesen, wie das Außenministerium in London mitteilte. Nach zwei von Protesten und Auseinandersetzungen geprägten Monaten ist die Lage in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong äußerst angespannt.
Die zumeist friedlichen Demonstrationen werden immer wieder von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demokratie-Aktivisten und Sicherheitskräften überschattet. Seit Beginn der Proteste am 9. Juni wurden laut Polizei 420 Menschen festgenommen.
China erbost über Einmischung
Es sei die "falsche" Entscheidung gewesen, Lam anzurufen, hieß es in einer Mitteilung des chinesischen Außenministeriums. London solle aufhören in Hongkong "für Ärger zu sorgen".
Die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone waren ursprünglich durch ein - später auf Eis gelegtes - Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Die Demonstrationen weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong und für mehr Demokratie aus.
Peking hat zuletzt immer öfter suggeriert, die Proteste in Hongkong würden vom Westen finanziert, ohne jedoch Beweise vorzulegen. Vergangene Woche hatte Chinas Regierung die USA scharf kritisiert, nachdem es Berichte über ein Treffen von US-Diplomaten mit Demokratieaktivisten in Hongkong gegeben hatte.
China hatte London bei der Übergabe Hongkongs im Jahr 1997 zugesichert, dass in der ehemals britischen Kolonie Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit für mindestens 50 Jahre gewahrt blieben. Hongkongs wiedererstarkte Oppositionsbewegung wirft der Regierung vor, die als "Ein Land, zwei Systeme" bekannte Regelung zunehmend zu unterlaufen.