Gerald Ford

Der Präsident, der nie gewählt wurde

Zwei Skandale brachten Ford ins Weiße Haus. Er war ein Mann des Übergangs in einer innenpolitisch schwierigen Zeit

Er hatte nie den Ehrgeiz, Präsident zu werden - und doch gelangte Gerald Ford am 9. August 1974 in das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten. Bemerkenswert daran ist, dass sich Ford dazu als bisher einziger Präsident in der Geschichte der USA nicht den Wählern gestellt hat, weder als Kandidat für das Präsidentenamt noch für das des Vizepräsidenten.

Ford wurde nie gewählt
Den Einzug ins Weiße Haus verdankte Ford zwei Skandalen: Im Oktober 1973 berief ihn der damalige Präsident Richard Nixon zum Nachfolger des zurückgetretenen Vizepräsidenten Spiro Agnew. Der hatte seinen Hut genommen, nachdem gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechung und Steuerhinterziehung eingeleitet worden war. Nur zehn Monate später fiel Ford dann das Präsidentenamt zu, nachdem Nixon wegen der Watergate-Affäre zurückgetreten war. Nixon kam damit einer drohenden Amtsenthebung durch den Kongress zuvor. Wegen der Umstände, die ihn ins Weiße Haus brachten, wurde Ford auch als "Zufallspräsident" bezeichnet.

"Weiße Weste" gegen Watergate
Ford galt gemeinhin als der "nette Nachbar von nebenan". Er saß bis zu seiner Berufung zum Vizepräsidenten über 20 Jahre als Abgeordneter der Republikanischen Partei im Repräsentantenhaus, seit 1965 war er Fraktionsvorsitzender. In dieser Position erwarb sich Ford den Ruf eines integeren, ausgleichenden Politikers. Die Bundeskriminalpolizei FBI bescheinigte ihm bei der Überprüfung eine "blütenweiße Weste". Er schien damit genau der rechte Mann, um dem Präsidentenamt, das in den Wirren der Watergate-Affäre schwer gelitten hatte, wieder Ansehen zu verschaffen.

Amnesie für Nixon und Veto-Rekord
Schon wenige Wochen nach Fords Amtsantritt kam es jedoch zu einer ersten Kontroverse, als der Präsident seinem Vorgänger Nixon Amnestie für jegliches strafbare Verhalten während dessen Amtszeit gewährte. Auch später gab es immer wieder Konflikte mit dem Kongress. Allein im ersten Amtsjahr legte Ford gegen 36 Gesetzentwürfe des Parlaments sein Veto ein und brach damit den bis dahin gehaltenen Rekord von Präsident Harry Truman, der es auf 25 Vetos brachte.

Vietnam
Außenpolitisch setzte Ford die Entspannungspolitik Nixons fort. Garant dafür war Außenminister Henry Kissinger. In Fords Amtszeit fiel die Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) im Juli 1975 in Helsinki (heute: Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa/OSZE). Mit der Flucht der letzten US-Soldaten aus Saigon nach dem Einmarsch nordvietnamesischer Truppen in die Hauptstadt des damaligen Südvietnams endete im April 1975 nach über zehn Jahren für die USA auch der Vietnamkrieg, der die amerikanische Nation tief gespalten hatte.

Erste Wahl: Verloren
Ford war nur knapp zweieinhalb Jahre im Amt. Bei der Wahl 1976 unterlag er seinem demokratischen Herausforderer Jimmy Carter. Nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt 1977 wandte sich Ford der Wirtschaft zu. Der 38. Präsident der USA wurde am 14. Juli 1913 in Omaha im Staat Nebraska als Leslie King geboren. Seinen späteren Namen erhielt er 1916 von dem Farbenfabrikanten Gerald Rudolph Ford sen., der in jenem Jahr Fords geschiedene Mutter heiratete und ihn adoptierte.

Attentate
Ford war das letzte noch lebende ehemalige Mitglied der so genannten Warren-Kommission, die die Hintergründe der Ermordung von Präsident John F. Kennedy im November 1963 untersuchte. Als Präsident entging Ford selbst im September 1975 zwei Mordanschlägen. Zwei Frauen hatten im Abstand weniger Tage versucht, ihn zu erschießen.

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