Staatschef Sarkozy sagte, Frankreich sei bereit, sich in die Kämpfe im Tschad einzuschalten. Es fehle noch eine Entscheidung des UN-Sicherheitsrates.
Frankreich schließt ein militärisches Eingreifen gegen die Rebellenoffensive im Tschad nicht aus. Die Streitkräfte seien darauf vorbereitet, sich in die Kämpfe einzuschalten, falls der Tschad "Opfer einer Aggression" werden sollte, sagte Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Dienstag während eines Besuches in Westfrankreich.
UNO verurteilte Rebellenangriffe
Der UN-Sicherheitsrat in New
York hatte die Rebellenangriffe im Tschad zuvor "scharf verurteilt"
und alle Mitgliedstaaten aufgefordert, die legale Regierung unter Präsident
Idriss Déby zu unterstützen.
War der Sudan im Tschad involviert?
Die sudanesische Regierung
stellte jegliche Verwicklung in die Ereignisse in dem Nachbarland in Abrede. "Das
ist eine rein interne Angelegenheit des Tschad", sagte der sudanesische
Armeesprecher Othman Mohammed al-Agbach in Khartum. Die tschadische Armee
hatte zuvor gemeldet, einen Angriff der Rebellen und sudanesischer Truppen
auf die Grenzstadt Adre abgewehrt zu haben.
Frankreich hätte die Mittel, sich entgegenzustellen
"Wenn
Frankreich seine Pflicht tun muss, wird es das tun", sagte Sarkozy. Die
französische Armee sei nicht im Tschad, "um mit Waffen wem auch
immer Widerstand zu leisten (...), aber jetzt gibt es eine einstimmig
gefällte juristische Entscheidung des UNO-Sicherheitsrates; und wenn der
Tschad Opfer einer Aggression wird, hätte Frankreich - im Konditional - die
Mittel, sich diesem Vorgehen entgegenzustellen, das gegen die Regeln des
internationalen Rechts verstößt", fügte er hinzu.
Rebellen: "Franzosen haben uns 'bombardiert'!"
Der
Rebellenführer Mahamat Nouri sagte dem französischen Radiosender "Europe
1", französische Flugzeuge hätten die Aufständischen am Montagmorgen "bombardiert",
um das Regime zu unterstützen. "Wir sind in der Lage, eine neue
Offensive zu starten", unterstrich der Rebellenchef. Ein neuer Angriff
sei sicher, wenn Frankreich sich nicht einmische. Wegen der jüngsten Kämpfe
hat die Europäische Union die Stationierung ihrer Schutztruppe für
Flüchtlinge aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur im Osten des Tschad
ausgesetzt.
1.250 französische Soldaten im Tschad
Frankreich, das in
der Vergangenheit wiederholte libysche Invasionsversuche zum Scheitern
brachte, hat in seiner ehemaligen Kolonie etwa 1.250 Soldaten stationiert
und in den vergangenen Tagen mehr als 1.000 Ausländer aus der umkämpften
Hauptstadt N'Djamena evakuiert. Präsident Déby hatte 2006 eine vom Sudan
gesteuerte Rebellenoffensive mit französischer Militärhilfe
zurückgeschlagen. Die Regierung in N'Djamena hatte den Nachbarstaat
beschuldigt, eine Aggression vorzubereiten, und die Staatengemeinschaft um
Hilfe ersucht. Durch das Wüten von regimetreuen sudanesisch-arabischen
Janjaweed-Reitermilizen in Darfur war seit 2003 eine Flüchtlingswelle
unvorstellbaren Ausmaßes ausgelöst worden. 250.000 Sudanesen flüchteten über
die Grenze in den Tschad.
Auch sudanesischen Rebellen im Tschad
Rebellen aus Darfur
kämpfen nach eigenen Angaben im Tschad. Rebellenführer Abdelaziz al-Nur Ashr
sagte der Agentur Reuters am Dienstag, der Kampf von Einheiten seiner "Bewegung
für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM) richte sich ausschließlich
gegen sudanesische Regierungstruppen, die in dem Nachbarland Aufständische
gegen die Regierung von Präsident Deby unterstützten.
(Quelle: APA-Grafik)
Vor den Kämpfen im Tschad sind nach Angaben der Vereinten Nationen mittlerweile 15.000 bis 20.000 Menschen in das Nachbarland Kamerun geflüchtet. Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) plant in Kamerun ein Flüchtlingscamp für bis zu 100.000 Tschad-Flüchtlinge. Dafür wird ein Gelände in Maltam, das vor einigen Jahren Flüchtlinge beherbergt hat, entsprechend hergerichtet, teilte die Organisation am Dienstag mit.
Rebellen zum Waffenstillstand bereit
Die Aufständischen im
Tschad haben sich am Dienstag grundsätzlich zur "sofortigen"
Vereinbarung eines Waffenstillstands bereiterklärt. Der Sprecher der
Rebellen, Abderaman Koulamallah, sagte, einem Waffenstillstand müsse ein "nationaler
Dialog" mit dem Ziel einer friedlichen Beilegung des Konflikts folgen.
Ein Regierungssprecher in N'Djamena erklärte daraufhin, ein solcher Dialog
erübrige sich, da "die Rebellion zusammengebrochen" sei.