Afghanistan

Großoffensive in Süd-Afghanistan

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Bei ihrer Großoffensive im Süden des Landes hat die Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) erneut 20 Aufständische getötet.

Eine ISAF-Patrouille sei am Freitag im Bezirk Pandschwayi auf die Rebellen gestoßen und habe sich mit ihnen heftige Feuergefechte geliefert, erklärte das Militär am Samstag. Auch Artillerie sei zum Einsatz gekommen.

Der britische Generalleutnant David Richards lobte die Fortschritte der " Operation Medusa". Seit Beginn der Großoffensive am 2. September wurden mehr als 300 Aufständische getötet. Die ISAF versucht, radikalislamische Taliban-Miliz aus Pandschwayi zu verdrängen, von wo aus diese 1996 ihre Herrschaft auf fast das ganze Land ausgedehnt hatte.

Blutiger Terror in Kabul
Ein Selbstmordanschlag auf einen amerikanischen Militärkonvoi hat am Freitag in der afghanischen Hauptstadt Kabul bis zu 18 Menschen das Leben gekostet. Bei der schweren Explosion in der Nähe der US-Botschaft und des Hauptquartiers der internationalen Truppen in Afghanistan (ISAF) wurden nach Angaben von Augenzeugen und der Polizei 31 Menschen zum Teil schwer verletzt. Das deutsche Verteidigungsministerium in Berlin sprach von 15 Toten. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.

US-Humvee in zwei Teile zerrissen
16 Afghanen und zwei US-Soldaten. Auch unter den Verletzten waren zwei amerikanische Soldaten. Ein Augenzeuge sagte, ein Mann habe mit einem blauen Toyota eines der US-Fahrzeuge gerammt. Der Humvee wurde durch die heftige Explosion in zwei Teile zerrissen. Im Umkreis von 50 Metern lagen Trümmer und Leichenteile. Schwer bewaffnete US-Soldaten riegelten danach das Gebiet ab. Die Explosion ließ in der Innenstadt von Kabul die Scheiben erzittern, eine Rauchsäule stieg in den Himmel.

Es war einer der blutigsten Anschläge, die jemals in Kabul verübt wurden. Die Wucht der Explosion schleuderte Fahrzeugteile und Schutt dutzende Meter weit. Der Attentäter zündete die Bombe auf einer Zugangsstraße zum Massoud-Platz, einem der belebtesten Orte der Stadt, der nach dem am 9. September 2001 ermordeten Anti-Taliban-Kämpfer Ahmed Shah Massoud benannt ist. Dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kamen, lag daran, dass wegen der Freitagsgebete weniger Anrainer unterwegs waren als an anderen Tagen.

90 ISAF-Soldaten in einem Jahr getötet
In Warschau wollte indes der NATO-Militärausschuss am Freitag und Samstag über eine Aufstockung der internationalen Truppen in Südafghanistan beraten. Der NATO-Oberbefehlshaber in Europa, General James Jones, hatte "eine bescheidene Verstärkung" um bis zu 2500 Soldaten gefordert. Der " New York Times" sagte er, bisher stünden nur 85 Prozent der erforderlichen Truppenstärke zur Verfügung. Der Kommandierende der Bodentruppen habe ihm versichert, "dass er sehr, sehr gut dastünde, wenn er das Gesamtpaket zur Verfügung hätte". Zurzeit sind rund 21.000 ISAF-Soldaten in Afghanistan, mehr als 10.000 davon im Süden des Landes. In diesem Jahr wurden bisher fast 90 ISAF-Soldaten getötet.

Der Oberkommandierende der britischen Truppen in Afghanistan, Ed Butler, forderte eine Verstärkung der ISAF, damit die NATO-Einsätze beschleunigt werden könnten. "Die Intensität und Gewalt der Kämpfe ist weitaus stärker als im täglichen Geschehen im Irak", sagte der Brigadegeneral dem britischen Nachrichtensender ITV News. Rund um die Stadt Kandahar werde "weiterhin Druck" auf die mutmaßlichen Taliban-Kämpfer ausgeübt, teilte die NATO-geführte internationale Truppe am Freitag mit. Sie habe in den Bezirken Panjwayi und Shari etliche Kämpfer umzingelt.

Bei einem Anschlag auf eine ISAF-Patrouille in der westlichen Stadt Farah wurden am Freitag unterdessen vier italienische Soldaten verletzt, einer von ihnen schwer, wie das italienische Verteidigungsministerium mitteilte. Einzelheiten waren vorerst nicht bekannt.

Die türkische Armee lehnte die Forderung nach zusätzlichen Truppenentsendungen ab. "Nicht ein einziger Soldat" werde für die Terrorbekämpfung in Afghanistan abgestellt, sagte Generalstabschef Yasar Büyükanit. Die türkische Regierung äußerte sich zu dieser Frage vorerst nicht. Angesichts der nach wie vor starken politischen Rolle der Armee in Ankara galt das Nein des Generalstabschefs aber als richtungsweisend.

Erstarkte Taliban leisten Widerstand
Der Anschlag kam nur wenige Tage vor dem fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September in den USA. Danach hatten die USA dann eine Militäroffensive in Afghanistan gestartet, die zum Sturz der islamistischen Taliban führte. Diese hatten Al Kaida, das Terrornetzwerk von Osama bin Laden unterstützt, das für die Terroranschläge verantwortlich war. In jüngster Zeit sind die Taliban wieder erstarkt, was zu heftigen Kämpfen vor allem im Süden des Landes geführt hat.

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