Libanon

Hisbollah-Chef greift Merkel an

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Der Führer der radikal-islamischen Hisbollah im Libanon, Scheich Hassan Nasrallah, hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heftig angegriffen.

Seine Kritik entlud sich an der Aussage Merkels, dass das deutsche Marinekontingent, das vor die Küste des Libanons geschickt wird, um die Waffenruhe zu überwachen, der Sicherheit Israels diene.

"Sie sagt, ihr Ziel sei es, Israel zu schützen", rief Nasrallah am Freitag in seiner ersten öffentlichen Ansprache seit dem Libanonkrieg im Sommer vor mehreren hunderttausend Anhängern. " Aber ich sage ihr: selbst wenn sie die See, den Luftraum und das Land überwachen - wir haben mehr als 20.000 Raketen und sind stärker als je zuvor. "

Rücktritt der libanesischen Regierung
Nasrallah erteilte zudem einer Entwaffnung seiner radikal-islamischen Schiiten-Miliz eine klare Absage: "Keine Armee der Welt kann uns dazu zwingen, die Waffen aus unseren Händen zu geben." Zudem verlangte er den Rücktritt der libanesischen Regierung unter Ministerpräsident Fouad Siniora, da diese den Herausforderungen nach dem Libanon-Krieg nicht gewachsen sei.

"Das großartigste Volk der Welt"
Nasrallah dankte Gott "für den Sieg" und rief: "Ihr seid das großartigste Volk der Welt!". Die Menge jubelte ihm in Sprechchören zu und schwenkte die gelben Fahnen der pro-iranischen Bewegung. Der Krieg im Südlibanon war am 14. August mit einer Waffenruhe beendet worden.

Israel drohte mit Tötung
Nasrallah war nach Ausbruch der Kampfhandlungen, die am 12. Juli durch die Verschleppung zweier israelischer Soldaten durch Hisbollah-Kämpfer ausgelöst worden war, in den Untergrund gegangen. Israel hatte angekündigt, auch ihn persönlich als militärisches Ziel zu betrachten und ihn zu töten. Seitdem hatte er sich über Fernseh-Botschaften an die libanesische und internationale Öffentlichkeit gewandt.

"Sie haben uns gedroht, diese Tribüne zu bombardieren, und ihr habt euch als mutig erwiesen", sagte er in seiner Ansprache auf der Kundgebung. "Ich möchte trotz der Gefahr zu Euch sprechen."

Meer aus gelben Fahnen
Am Nachmittag verwandelten Demonstranten die Schiiten-Hochburg Beiruts in ein Meer aus gelben Fahnen der schiitischen Organisation. Die Massen schwenkten Bilder Nasrallahs und riefen Parolen zur Unterstützung der Hisbollah. Nasrallah hatte zu der Kundgebung zur Feier des "göttlichen Sieges" in einem Stadtbezirk von Beirut aufgerufen, der in dem fünfwöchigen Krieg von israelischen Bomben stark zerstört wurde. Sie sollte ursprünglich mit dem geplanten Abzug der letzten israelischen Soldaten aus dem Südlibanon zusammenfallen. Die israelische Armee erklärte jedoch, der Abzug könnte noch einige Tage dauern.

Viele machten sich auf den Weg nach Beirut
Schon am Donnerstag hatten sich zahlreiche Libanesen vor allem aus dem Süden mit Autos, Kleinbussen und zu Fuß auf den Weg nach Beirut gemacht. "Gott war großzügig und hat uns den Sieg über unseren Feind gewährt. Er war so freigiebig und hat uns Sayyed Hassan Nasrallah geschenkt. Deshalb sind wir hier, um ihn zu feiern", sagte der 29-jährige Hussein Kadduh, der aus dem südlichen Dorf Yater nach Beirut gekommen war.

"Wie viel wir auch immer verloren haben, an Märtyrern und zerstörten Häusern - wir bleiben standhaft", sagte Ali Shalghoub, der sich auf die Zwei-Tage-Reise von Kana in das 100 Kilometer entfernte Beirut aufgemacht hat. Mit ihm liefen Leute mit Hisbollah-Fahnen und gelben T-Shirts, auf denen Hisbollah-Parolen stehen.

Der große Zulauf zu der Demonstration ist eine Herausforderung für die Koalitionsregierung von Ministerpräsident Fouad Siniora, der auch Vertreter der Hisbollah angehören. Die Regierung widersetzt sich jedoch weitgehend der Verbindungen der radikal-islamischen Organisation nach Syrien und in den Iran.

Fast 1.400 Kriegsopfer
Die Hisbollah hat sich zum Sieger des Krieges erklärt, in dem fast 1.200 Menschen im Libanon starben und 157 in Israel. Über das Schicksal der beiden von der Hisbollah entführten israelischen Soldaten ist nichts bekannt. Die Vereinbarung über einen Waffenstillstand sieht vor, dass internationale Truppen unter der UNO-Flagge die libanesische Armee bei der Kontrolle der bisher im Süden dominierenden Hisbollah unterstützen sollen. Die Überwachung der Seegrenze Libanons sollen Einheiten die Deutsche Marine übernehmen.

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