Den Haag

Karadzic erstmals vor dem UNO-Richter

Teilen

In Den Haag hat das UNO-Kiregsverbrechertribunal gegen Radovan Karadzic begonnen. Er will sich selbst verteidigen.

In einem dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte erschien der mutmaßliche Kriegsverbrecher in Den Haag vor dem UNO-Tribunal. Zu Beginn der 1. Anhörung ging es um Formalitäten. Karadzic gab bereitwillig Auskunft zu seiner Identität: "Ja, ich bin Radovan Karadzic". Auf die Frage des Richters, warum neben ihm kein Verteidiger sitzt, antwortet er: "Ich habe einen unsichtbaren Verteidiger. Ich verteidige mich selbst in der 1. Phase." Die Entscheidung darüber, ob sich Karadzic auch im Gerichtsverfahren selbst verteidigen können wird, liegt am Tribunal.

Karadzic äußerlich unbewegt
Karadzic verfolgte die Verlesung der Anschuldigungen gegen ihn äußerlich unbewegt. Ihm werden Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Zusammen mit dem noch flüchtigen Ex-General Ratko Mladic wird er für die 43-monatige Belagerung von Sarajevo und den Mord an rund 8.000 bosnischen Muslimen 1995 in Srebrenica verantwortlich gemacht. Die beiden Vergehen gelten als grausamste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

Tribunals-Chefankläger Serge Brammertz geht davon aus, dass der eigentliche Prozess gegen Karadzic in einigen Monaten beginnen kann. Bei der Handhabung des Verfahrens wolle aus dem immer wieder hinausgezögerten Milosevic-Prozess lernen, hat Brammertz angekündigt. "Es wird eine komplizierte Verhandlung, aber wir sind uns vollkommen im Klaren darüber, wie wichtig es ist, effizient zu sein."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Radovan Karadzic betritt den Gerichtssaal

Dem Angeklagten werden die Anklagepunkte vorgelesen

"Ich verteidige mich selbst"