Clinton in Nordkorea

Kim Jong Il begnadigt Journalistinnen

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Erfoglreiche Mission: Clinton reiste mit den Journalistinnen aus Nordkorea ab. Zuvor wurden sie von Diktator Kim Jong Il begnadigt.

Erfolgreicher Blitzbesuch des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton in Nordkorea: Clinton verließ nach Angaben seines Sprechers Matt McKenna mit zwei aus der Haft freigelassenen US-Journalistinnen Mittwoch früh Pjöngjang. Flugziel sei Los Angeles, wo die beiden Frauen ihre Familien treffen werden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il begnadigte Laura Ling und Euna Lee am Dienstag nach einem Gespräch mit Clinton.

Entschuldigung
Clinton habe sich bei seinem Treffen mit Kim Jong Il mit "aufrichtigen Worten" für das Verhalten der beiden Frauen entschuldigt, berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Daraufhin habe Kim die Begnadigung der Journalistinnen veranlasst. Sie sei ein Zeichen für die "menschenfreundliche und friedliebende" Politik des kommunistischen Landes, so KCNA. Ein US-Vertreter widersprach später der Darstellung, Clinton habe sich bei Nordkorea wegen der Journalistinnen entschuldigt.

Nach Angaben von Clintons Sprecher sollten die 32-jährige Ling und ihre 36 Jahre alte Kollegin Lee in Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien ihre Familien wiedersehen. Die beiden Journalistinnen waren Mitte März an der Grenze zwischen Nordkorea und China festgenommen worden, als sie dort über nordkoreanische Flüchtlinge berichten wollten. Ein Gericht in Pjöngjang verurteilte die Frauen im Juni unter anderem wegen illegalen Grenzübertritts und "Hetze" gegen die Regierung zu jeweils zwölf Jahren Arbeitslager. Ling und Lee waren für Current TV im Einsatz, ein Fernsehangebot, das vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitgegründet wurde.

Dankes-Brief
Die Familien von Ling und Lee reagierten erleichtert auf die Begnadigung. In einem im Internet veröffentlichten Brief sprachen die Angehörigen vor allem Clinton ihren Dank aus, der sich in einer "schwierigen Mission" für die Freilassung der beiden eingesetzt habe. Die Familien dankten auch der US-Regierung von Präsident Barack Obama für ihr Engagement. "Wir zählen die Sekunden, bis wir Laura und Euna in unsere Arme nehmen können", hieß es in der Erklärung weiter.

Clinton war am Dienstag als erster hochrangiger US-Politiker seit neun Jahren mit Kim zusammengetroffen. KCNA meldete, Clinton habe "höflich" eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama übermittelt. Kim habe sich dafür bedankt. Bei dem Gespräch habe es einen "weitreichenden Meinungsaustausch" gegeben. Das Weiße Haus widersprach dagegen der Darstellung, Clinton habe eine Botschaft Obamas überbracht.

Der 62-Jährige Clinton, Ehemann von US-Außenministerin Hillary Clinton, war bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von hohen nordkoreanischen Regierungsvertretern begrüßt worden. Zu ihnen zählte Vize-Außenminister Kim Kye Gwan, der nordkoreanische Verhandlungsführer bei den Atomgesprächen. Clinton ist in Nordkorea in guter Erinnerung, da das Verhältnis zu den USA in seiner Regierungszeit vergleichsweise entspannt war.

Auch Kritik
Der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, warf Clinton unterdessen vor, mit seiner Reise das Regime aufgewertet zu haben. Er habe Nordkorea für "übles Verhalten" belohnt, sagte der Konservative dem US-Sender Fox News. Das würde bei anderen "Schurkenstaaten" nicht ohne Auswirkung bleiben. Kim Jong Il habe Dank des Besuchs eine "lebenslange Legitimation" für seinen Führungsanspruch in Nordkorea bekommen. Clintons Reise sei nicht weit entfernt von der Bereitschaft, "mit Terroristen zu verhandeln".

Die US-Regierung möchte laut US-Medien die Bemühungen um die Freilassung der Reporterinnen und den Streit um Nordkoreas Atomprogramm strikt trennen. Dagegen ist nach südkoreanischen Informationen mit dem Besuch auch die Hoffnung verknüpft, neue Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen und die Sechs-Parteien-Gespräche wiederzubeleben.

Raketentests sorgen für Streit
Die Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang sind seit dem jüngsten nordkoreanischen Atomwaffentest am 25. Mai und einer Serie von Raketentests auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap liefen zwischen den beiden Ländern jedoch seit einigen Wochen inoffizielle Beratungen über das Schicksal der Journalistinnen. Zuletzt hatte im Jahr 2000 die damalige Außenministerin der Clinton-Regierung, Madeleine Albright, das kommunistische Land besucht.

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