Nach umstrittenem Luftangriff - Steinmeier für Abzug.
Bei dem umstrittenen Luftangriff von Kunduz im Auftrag der deutschen Bundeswehr sind nach Erkenntnissen der afghanischen Regierung 30 Zivilisten getötet worden. Das meldete die ARD am Sonntag. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier dringt nun öffentlich auf einen möglichst raschen Abzug der Bundeswehr. Bereits 2013 sollen dafür die Grundlagen geschaffen sein, erklärte Steinmeier.
Bisher ist die offizielle Linie der deutschen Regierung, dass die Bundeswehr noch etwa fünf bis zehn Jahre in Afghanistan bleiben muss. Steinmeier will zwar weiter kein genaues Datum nennen. Doch sagte er der "Super-Illu", es gelte, "innerhalb der nächsten Legislaturperiode die Grundlagen für den Abzug zu schaffen". Die afghanische Regierung müsse stärker selbst Verantwortung übernehmen.
Dass die zuständige afghanische Regierungskommission von 30 zivilen Toten bei dem Bombardement zweier Tanklaster am 4. September ausgeht, meldete die ARD unter Berufung auf das Kommissionsmitglied Mohammadullah Baktash. Baktash gab aber laut ARD den Taliban die Verantwortung für das Bombardement. Das Verteidigungsministerium wollte zunächst nicht Stellung nehmen, da der afghanische Bericht noch nicht vorliege.
"Alle Truppen hätten so gehandelt"
Baktash
sagte: "Definitiv sind die Verantwortlichen die Taliban." In einer
vergleichbaren Lage hätten "nicht nur die deutschen Truppen, sondern alle
Regierungs- und internationalen Truppen so gehandelt", betonte er. Die
Gegend, in der es zu dem Luftangriff gekommen sei, sei kein Wohngebiet
gewesen, so Baktash weiter. Nachdem die meisten Opfer unter den Taliban
seien, "war es für den Terrorismus und El Kaida in Kundus ein schwerer
Schlag". Die Kommission übergab ihren Bericht am Sonntag an Karzais Büro.
Das geplante Treffen der Untersuchungskommission mit dem Präsidenten hatte
bis zum Abend nicht stattgefunden.
In Afghanistan wird unterdessen weiter heftig gekämpft. Bei einem Gefecht im Westen des Landes wurden nach afghanischen Angaben mehrere Dutzend Taliban-Kämpfer und drei amerikanische Soldaten getötet. Auch bei einer Offensive der afghanischen und internationalen Truppen in der Region Kunduz wurden nach Polizeiangaben elf Taliban-Kämpfer getötet. Anschlägen im Süden und Osten Afghanistans fielen mehr als 20 Zivilpersonen zum Opfer.
Bei der afghanischen Präsidentenwahl ist wegen zahlreicher ungeklärter Betrugsvorwürfe immer noch kein amtliches Ergebnis in Sicht. Die UN-Mission in Kabul wies ausdrücklich darauf hin, dass Präsident Hamid Karzai noch nicht als Sieger feststehe.