Korea-Konflikt

Nordkorea: Keine Reaktion auf Schießübungen

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Keine Einigung im UNO-Sicherheitsrat über Appell an Seoul und Pjöngjang.

Militärische Machtdemonstration im Spannungsgebiet: Trotz nordkoreanischer Kriegsdrohungen hat Südkorea am Montag die umstrittenen Schießübungen nahe der umstrittenen Seegrenze abgehalten. Die Übung fand auf der grenznahen Insel Yeonpyeong im Gelben Meer statt, auf der vor einem Monat bei einem nordkoreanischen Artillerieangriff vier Südkoreaner getötet worden waren. Die nordkoreanische Führung will nach eigenen Angaben indes nicht auf die südkoreanische Militärübung reagieren.

"Verachtenswerte Provokation"

Eine Reaktion "lohnt sich nicht", so Vertreter der nordkoreanischen Armee. Nordkorea "verspürt nicht nach jeder verachtenswerten militärischen Provokation das Bedürfnis nach Vergeltung", hieß es. Nordkorea erkennt die Seegrenze im Gelben Meer nicht an, die zum Ende des Korea-Kriegs (1950-53) einseitig von einem UNO-Kommando gezogen wurde. Yeonpyeong und einige andere Inseln liegen deutlich näher an Nordkorea als am südkoreanischen Festland. Südkorea hatte das jüngste Schießtraining als Teil von Routineübungen bezeichnet.

Truppen in Alarmbereitschaft
Angesichts der Übungen habe Nordkorea die Alarmbereitschaft seiner Truppen erhöht, sagte ein Militärsprecher in Seoul. "Doch unternahm es (Nordkorea) keine weiteren Provokationen." Südkoreas Streitkräfte würden aber ihre Bereitschaft aufrechterhalten, um die grenznahen Inseln zu verteidigen.

Artilleriefeuer auf dem Meer
Nach etwa eineinhalb Stunden heftigen Artilleriefeuers übers Meer war die Übung beendet, wie ein Sprecher des Generalstabs in Seoul mitteilte. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Südkorea hatte vor Beginn der Schießübung die noch verbliebenen 280 Bewohner sowie Beamte und Journalisten auf Yeonpyeong in unterirdische Schutzräume geschickt. Auch auf vier anderen südkoreanischen Inseln entlang der Seegrenze vor der Westküste mussten sich die Bewohner in Schutzräume begeben. Nach Berichten südkoreanischer Medien hatte die Marine außerdem zehn Schiffe, darunter einen Zerstörer, ins Gelbe Meer gesandt, um gegen eventuelle Angriffe aus Nordkorea gewappnet zu sein. Auch Kampfjets standen an der Westküste in Bereitschaft.

UNO-Sicherheitsrat uneins
Der UNO-Sicherheitsrat in New York konnte sich unterdessen bei stundenlangen Verhandlungen nicht auf den Wortlaut eines Appells an Seoul und Pjöngjang verständigen, trotz der Spannungen Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. Streitpunkt war nach Angaben von Diplomaten die Frage, ob Nordkorea in diesem Rahmen für seinen Artillerieangriff auf Südkorea am 23. November verurteilt werden sollte oder nicht. Russland und vor allem China widersetzten sich nach Auskunft aus diplomatischen Kreisen einer einseitigen Schelte.

China beruhigt

China rief zur Ruhe auf der koreanischen Halbinsel auf. "Niemand hat das Recht, einen Konflikt oder Krieg zu propagieren", sagte der stellvertretende Außenminister Cui Tiankai vor Journalisten in Peking. Nur durch Gespräche könnten Frieden und Stabilität in der Region erreicht werden.

"Am Rand eines bewaffneten Konflikts"
Russland warnte vor einer Destabilisierung der Region. Die beiden koreanischen Staaten hätten sich nach dem Angriff Nordkoreas auf die Insel Yeonpyeong "am Rand eines bewaffneten Konflikts" befunden, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Vertreter des russischen Außenministeriums. Daher sei nun Zurückhaltung geboten. Südkorea komme diesem Ziel mit seiner Übung allerdings nicht nach, sagte der Vertreter, der anonym bleiben wollte.

Atominspektoren zugelassen
Unterdessen berichtete der US-Sender CNN, Nordkorea habe sich bereit erklärt, wieder internationale Atominspektoren in seinen umstrittenen Nuklearkomplex Yongbyon zulassen zu wollen. Außerdem wolle das kommunistische Land über den Verkauf von 12.000 atomaren Brennstäben ins Ausland verhandeln. Nordkorea habe diesen Schritten nach Diskussionen zwischen Regierungsbeamten in Pjöngjang und dem Gouverneur des US-Staates New Mexico, Bill Richardson, zugestimmt.

Die Regierung in Seoul reagierte zurückhaltend auf den CNN-Bericht. Man müsse erst abwarten, welche Absichten Nordkorea damit verfolgen wolle und wie weit das Land den Inspektoren Zugang zu seinen Atomanlagen gewährt wolle, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul.

Militärkommission
CNN berichtete, dass Nordkorea auch einen Vorschlag von Richardson erwägen wolle, eine Militärkommission aus Vertretern der USA, Nordkoreas und Südkorea einzurichten. Auch eine getrennte "Hotline", eine Art Rotes Telefon zwischen den Streitkräften beider koreanischer Staaten, könne erörtert werden. Richardson hatte in den vergangenen Tagen bei inoffiziellen Bemühungen um eine Entspannung des Konflikts auf der Halbinsel auch Pjöngjang besucht.
 

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