Treffen mit Moslems

Papst betont Notwendigkeit zum Dialog mit Islam

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Bei einem Treffen mit den Botschaftern von 20 islamischn Ländern drückte Benedikt XVI. erneut "Achtung und Respekt" für Muslime aus.

Nach den Wellen der Empörung, die auf die Regensburger Vorlesung von Benedikt XVI. in der islamischen Welt gefolgt war, hat der Papst am Montag bei einem Treffen mit den Botschaftern von rund 20 islamisch dominierten Ländern in seinen Sommersitz Castelgandolfo südlich von Rom die Bedeutung des Dialogs mit dem Islam hervorgehoben. "Der Dialog zwischen Christen und Muslimen ist eine vitale Notwendigkeit, von der unsere Zukunft zu einem bedeutenden Teil abhängt", sagte der Papst.

"Ich möchte hier all meine Achtung und meinen Respekt für die moslemischen Gläubigen ausdrücken", meinte der Papst. " Vom Anfang meines Pontifikats habe ich den Wunsch geäußert, dass die Brücken der Freundschaft mit Gläubigen aller Religionen konsolidiert werden, mit besonderer Aufmerksamkeit auf das Wachstum des Dialogs zwischen Christen und Moslems", sagte Benedikt.

"Respekt benötigt Gegenseitigkeit"
"In einer vom Relativismus gekennzeichneten Welt ist dringend ein authentischer Dialog zwischen Religionen und Kulturen notwendig, der uns bei der Überwindung der Spannungen helfen kann", meinte der Papst. Er wolle die Arbeit seines Vorgängers Johannes Paul II. fortsetzen, der sich stark für den Dialog mit dem Islam engagiert hatte. "Ich hoffe, dass die Beziehungen zwischen Christen und Moslems nicht nur fortgesetzt, sondern sich in einem Geist des ehrlichen und respektvollen Dialogs entwickeln, der sich auf gegenseitige Kenntnisse stützt. Respekt benötigt Gegenseitigkeit, was religiöse Freiheit betrifft", betonte der Papst, offenbar in Anspielung auf die mangelnde Religionsfreiheit für Christen in vielen islamischen Ländern.

Vor dem Treffen hielt Kardinal Paul Poupard, Präsident des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, eine kurze Ansprache. Das Treffen wurde vom arabischen Sender Al Jazeera live übertragen. Die Worte des Papstes wurden in die arabische Sprache übersetzt. Zu Beginn des Treffens wurde der Papst von den Botschaftern mit Applaus begrüßt. Unter den in Castelgandolfo vertretenen Ländern waren die Türkei, die der Papst Ende November besuchen wird, Marokko, das den Vatikan-Botschafter nach den umstrittenen Äußerungen des Papstes einberufen hatte, der Iran, der Irak, Indonesien und Pakistan.

Die Worte des Papstes wurden vom Verband der moslemischen Gemeinschaften in Italien begrüßt. "Die Worte von Benedikt XVI. beweisen einen Dialogwillen, der nicht ignoriert werden darf", betonte der Präsident des Verbands, Mohamed Nour Dachan, der am Treffen mit dem Papst teilgenommen hat.

Diplomatische Bemühungen
Der Vatikan hatte das Treffen als Teil seiner diplomatischen Bemühungen angekündigt, die umstrittenen Äußerungen des Papstes zum Islam klarzustellen. Zahlreiche muslimische Länder hatten die Einladung ausdrücklich begrüßt. Zuvor hatte der Heilige Stuhl bereits alle Vatikanbotschafter in der arabischen und islamischen Welt angewiesen, ihren Regierungen den vollständigen Text der kritisierten Rede in arabischer Übersetzung zu überreichen sowie die entsprechende Erklärung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und die Bedauernsäußerung des Papstes persönlich vorzutragen.

Ungewöhnlich rege hatte der Vatikan in den vergangenen Tagen auf die Irritationen und Proteste reagiert, die am 12. September ein Zitat von Kaiser Manuel II. Palaiologos in der Regensburger Rede des Papstes über "Glaube, Vernunft und Universität" ausgelöst hatte. Noch am Abend der Rückkehr des Papstes aus Bayern wies der vatikanische Pressesaal jede beleidigende Absicht Benedikts XVI. zurück. Dennoch eskalierten die Proteste. Marokko berief seinen Vatikan-Botschafter heim, vielerorts kam es zu Gewalt: In Somalia ermordeten offenbar islamistische Extremisten eine katholische Ordensfrau aus Italien. Anlass für Benedikt XVI., sich persönlich an die Welt zu wenden. Er tat es zwei Mal: beim Angelusgebet am Sonntag vorvergangener Woche und nochmals bei der Generalaudienz am Mittwoch.

Für Benedikt XVI. steht nach dem Diplomatentreffen in Castelgandolfo schon bald ein weiterer Kontakt mit Muslimen auf dem Programm: die Türkei-Reise, die für Ende November geplant ist. Nach den Verstimmungen der vergangenen Tage gab es zwar Spekulationen, ob der Besuch vielleicht aus Sicherheitsgründen abgesagt würde. Sowohl vatikanische Stimmen als auch der Apostolische Vikar für Anatolien, Bischof Luigi Padovese, wiesen dies jedoch zurück.

Papst ignorierte Warnungen
Erst am Samstag ist bekannt geworden, dass der Heilige Vater gewarnt worden war, er solle die strittige Passage über den Islam aus seiner Rede streichen. Der Papst hatte die Warnungen in den Wind geschlagen (siehe links).

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