Papst Benedikt XVI. kündet in seiner Weihnachtsbotschaft eine baldige Reise nach Jerusalem an. Er zeigt sich besorgt um die Abwanderung von Christen aus der Region.
"Ich hoffe, dass die Vorsehung Umstände schafft, die mir eine Pilgerfahrt ins Heilige Land erlauben", betonte er in einer Weihnachtsbotschaft an die Katholiken im Nahen Osten. Er wolle in Jerusalem beten, der "Heimat des Herzens" für Juden, Christen und Muslime, betonte er in dem am Christtag im Vatikan verbreiteten Text. Als Kardinal war Joseph Ratzinger mehrfach im Heiligen Land.
Dialog notwendig
Jerusalem müsse ein "Symbol der Begegnung, der
Gemeinschaft und des Friedens für die ganze Menschheitsfamilie" sein, mahnte
Benedikt XVI. in dem Schreiben. Zugleich äußerte er sich besorgt über die
schwierige Situation der Christen im Heiligen Land und bekundete ihnen die
Solidarität der Weltkirche. Die "kleine Herde" der Christen im Nahen Osten
durchlebe eine schwierige Situation, betonte der Papst. Die täglichen
Meldungen ließen erkennen, dass sich die Lage ständig verschlechtere und
ausweglos scheine. Aber statt Wut und Rache seien ein geduldiger Dialog und
gegenseitiges Zuhören notwendig.
"Das Heilige Land braucht die Christen"
Besonders
besorgt äußerte sich Benedikt XVI. über die anhaltende Abwanderung von
Christen aus der Region. Aber die Heiligen Stätten dürften nicht zu
"archäologischen Stätten ohne kirchliches Leben werden", so der Papst. Er
rief die Christen zu Mut, Entschlossenheit und Zuversicht auf. Sie könnten
auf die Verbundenheit ihrer Glaubensbrüder in aller Welt zählen.
Dem Papst liegen Einladungen aus Israel und den Palästinensergebieten vor. Jerusalem ist Christen, Muslimen und Juden gleichermaßen heilig. Der Vatikan tritt dafür ein, dass Israelis und Palästinenser beide in gesicherten Staaten leben können. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte im Jahr 2000 eine Reise ins Heilige Land unternommen.
Aufruf zu Frieden
Papst Benedikt XVI. hat in seiner
Weihnachtsbotschaft in Rom außerdem zu Frieden und Gerechtigkeit in der Welt
aufgerufen. Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz verwies er am
Montag vor allem auf die Konflikte und Kriege im Nahen Osten und forderte
eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern. "Ich
hoffe, dass sich im Respekt der unveräußerlichen Rechte der Völker dieser
Region Perspektiven für einen gerechten und dauerhaften Frieden eröffnen."
Eindringlich warnte Benedikt die Menschen der Moderne davor, die
Auswirkungen des technischen Fortschritts zu überschätzen.
Weihnachtsgrüße in 62 Sprachen
Bei strahlendem Wetter
und frühlingshaften Temperaturen spendete das katholische Kirchenhaupt
anschließend den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (Der
Stadt und dem Erdkreis). Zugleich sprach der Papst die Weihnachtsgrüße in 62
Sprachen. Auf Deutsch sagte er: "Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers
der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein
Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!"
Es ist für Benedikt die zweite Weihnachtsfeier seit seiner Wahl zum Papst im
April 2005.
Leid der Kinder
In der Christmette in der Nacht prangerte
Benedikt das Leid von Kindern an. "Das Kind von Bethlehem lenkt unseren
Blick auf all die leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt, die
geborenen wie die ungeborenen", erklärte der Papst. Dazu gehörten vor
allem jene, die als Kindersoldaten eingesetzt würden, aber auch Kinder, die
betteln müssten und denen weder Nahrung noch Liebe zuteil werde. Er rief zum
Gebet auf für all diese Kinder, die in einer Welt der Gewalt leben müssten.