Polen

Politiker muss wegen Sexaffäre ins Gefängnis

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Ein Sex-Skandal erschütterte die polnische Bauernpartei Samoobrona. Der Bezirkspolitiker Popecki muss über zwei Jahre in den Knast.

In der sogenannten Sexaffäre in der ehemaligen polnischen Regierungspartei "Selbstverteidigung" (Samoobrona) ist das erste rechtskräftige Urteil gefallen. Das Berufungsgericht in Lodz bestätigte, dass gegen den Bezirksabgeordneten Jacek Popecki eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verhängt wird.

Wollte Angestellte zur Abtreibung zwingen
Popecki hatte nach Ansicht des Gerichts Aneta Krawczyk, eine Angestellte der radikalen Bauernpartei, zur Abtreibung ihres Kindes zwingen wollen. Außerdem versuchte er demnach mehrfach, ihr das Hormon Oxytocin einzuflößen, um bei der Frau eine Frühgeburt auszulösen. Gegen das Urteil, das vom Berufungsgericht bestätigt wurde, hatten sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.

Der Verurteilte wollte die Schwangerschaft von Krawczyk laut Gericht deshalb abbrechen, weil er vermutete, das Kind könne von einem führenden Politiker der Samoobrona stammen. Dies ist nicht der Fall, wie spätere DNA-Analysen zeigten. Grund für die Vermutung waren Anschuldigungen der Mutter gegen den Samoobrona-Abgeordneten Stanislaw Lyzwinski und den Parteivorsitzenden und Ex-Agrarminister Andrzej Lepper. Krawczyk wirft den Politikern vor, sie als Gegenleistung für ihre Anstellung bei der Partei zum Sex genötigt zu haben.

Verfahren laufen noch
Die Verfahren gegen die beiden Politiker, die den Vorwürfen widersprechen, laufen noch. Die Verhandlung begann im Mai des Vorjahres. Lepper wirft die Staatsanwaltschaft sexuelle Nötigung gegenüber Krawczyk und die Vergewaltigung einer anderen Frau vor. Gegen Lyzwinski bringt die Staatsanwaltschaft sieben Anklagepunkte vor, darunter auch den Vorwurf der Vergewaltigung.

Über die Vorwürfe von Aneta Krawczyk berichtete erstmals die Zeitung "Gazeta Wyborcza" im Dezember 2006. Sie trugen zum Zerfall der Regierungskoalition im Jahr darauf bei. Denn die rechtskonservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS), die mit Jaroslaw Kaczynski den Premier stellte, ging wegen der Sexaffäre zunehmend auf Distanz zu Lepper und der Samoobrona. Lepper beschuldigte Kaczynski später, gezielt den Geheimdienst für Ermittlungen gegen ihn eingesetzt zu haben.

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