Kilinochchi gefallen

Sri Lankas Armee nimmt Rebellen-Hochburg ein

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Die Rebellenhochburg Kilinochchi ist gefallen: Sri Lankas Regierungstruppen haben die Stadt eingenommen.

Nach wochenlangen blutigen Kämpfen haben die Regierungstruppen in Sri Lanka die Rebellenhochburg Kilinochchi erobert. Die Truppen hätten die Stadt im Norden des Inselstaates am Freitag eingenommen, erklärte Präsident Mahinda Rajapaksa in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache. Er rief die Rebellengruppe "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) zur Niederlegung ihrer Waffen und zur endgültigen Kapitulation auf.

"Historischer Sieg"
"Unsere tapferen und heroischen Truppen haben Kilinochchi vollständig eingenommen, das als wichtigste Bastion der LTTE galt", sagte der Präsident. "Zum letzten Mal fordere ich die LTTE auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben." Der Wirtschaftsminister und Sprecher der Regierungspartei, Maithripala Sirisena, sagte: "Die Eroberung von Kilinochchi ist für unsere Soldaten ein historischer Sieg."

Die Eroberung des Rebellen-Hauptquartiers Kilinochchi war das wichtigste Ziel der längsten und umfangreichsten Armeeoffensive in Sri Lanka. "Die nationale Flagge weht jetzt in Kilinochchi", fügte Sirisena hinzu. In der Hauptstadt Sri Lankas feierten die Menschen den Erfolg der Armee. Sie entzündeten Feuerwerkskörper, schwenkten srilankische Flaggen und tanzten auf den Straßen.

Kein Kommentar von Rebellen-Seite
Die Rebellen kommentierten die Berichte vorerst nicht. Sie hatten allerdings schon zuvor angekündigt, dass sie ihren Kampf auch fortsetzen würden, wenn ihre Hauptstadt Kilinochchi tatsächlich an die Regierungstruppen fallen würde. Der LTTE-nahe Internetdienst TamilNet bestätigte die Einnahme der rund 300 Kilometer nördlich von Colombo gelegenen Stadt durch das Militär und berichtete, die Rebellen hätten "erheblichen Widerstand" geleistet.

In der Hauptstadt Colombo kamen unterdessen mindestens zwei Menschen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben. Wie ein Armeesprecher mitteilte, wurden mindestens 35 weitere Menschen verletzt, als sich eine Attentäterin vor einer Luftwaffenbasis in die Luft sprengte. Bei den Opfern handelt es sich den Angaben zufolge um Angehörige der Luftwaffe sowie Zivilisten. Armee und Polizei machten die LTTE für die Tat verantwortlich. Die Rebellen äußerten sich wie üblich nicht.

Kampf seit 1983
Die LTTE kämpfen seit 1983 für einen eigenen tamilischen Staat im Norden und Osten der Insel. Den Gefechten und Anschlägen fielen bisher mehr als 70.000 Menschen zum Opfer. Ein 2002 ausgehandelter Waffenstillstand, der jedoch schon seit Ende 2005 faktisch nicht mehr eingehalten wurde, endete vor einem Jahr offiziell. Seitdem nahm die Gewalt zu.

Nach Einschätzung von Beobachtern hat Kilinochchi für die Rebellen vor allem großen symbolischen Wert. Die LTTE nutzten die Stadt seit zehn Jahren als Hauptquartier und schufen dort erste Strukturen eines angestrebten unabhängigen Staates: Polizei, Gerichte und Steuerbüros. TamilNet berichtete allerdings, die LTTE hätten ihr Hauptquartier schon vor einiger Zeit weiter nach Nordosten verlegt. Die Streitkräfte nahmen die Stadt bereits 1996 von den Rebellen ein, mussten die Kontrolle nach einer Gegenoffensive aber zwei Jahre später wieder abgeben. Die Regierung hatte in den vergangenen Wochen wiederholt angekündigt, die Rückeroberung stehe kurz bevor. Die Kämpfe kosteten nach Schätzungen Hunderte Kämpfer das Leben.

Selbstmordanschläge auf der Tagesordnung
Die Tamilen-Tiger verübten in der Vergangenheit immer wieder Selbstmordanschläge, um ihre Forderung nach einem eigenen Staat durchzusetzen. Die Rebellen finanzieren sich unter anderem durch Spenden von im Ausland lebenden Tamilen. Sie verfügen über Seestreitkräfte und sogar eine kleine Luftwaffe.

Im früheren Ceylon, das zunächst von den Portugiesen, dann von den Niederländern und ab Ende des 18. Jahrhunderts von den Briten kolonisiert wurde, stellen die großteils buddhistischen Singhalesen mit mehr als 70 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe. Die mehrheitlich hinduistischen Tamilen sind mit 18 Prozent Bevölkerungsanteil die größte Minderheit. Die im 19. Jahrhundert zugewanderten Indien- oder Kandy-Tamilen wurden von den britischen Kolonialherren als Arbeitskräfte auf den Teeplantagen beschäftigt, während die Ceylon-Tamilen von der Kolonialmacht vor allem in der Verwaltung eingesetzt und dabei gegenüber den Singhalesen bevorzugt wurden. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1948 führte dies zu starken Antipathien zwischen den Bevölkerungsgruppen.

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