Mindestens 12 Tote

Taliban greifen Ministerien in Kabul an

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Offenbar wurden mehrere Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter getötet. 38 Menschen sind verletzt.

Taliban-Terror im Regierungsviertel: Radikal-islamische Kämpfer haben zehn Tage vor der Afghanistan-Konferenz in London das streng bewachte Machtzentrum von Kabul angegriffen. An der koordinierten Kommandoaktion am Montag waren rund 20 Taliban, darunter mehrere Selbstmordattentäter, beteiligt. Nach offiziellen Angaben starben mindestens sieben Aufständische, vier Sicherheitskräfte und ein Zivilist. Mindestens 36 Menschen, darunter Polizisten und Soldaten, wurden bei den Gefechten verletzt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, unter den Getöteten sei auch ein Kind. Es war einer der schwersten Angriffe auf das festungsartig abgeschirmte Regierungsviertel in den vergangenen Jahren.

20 Kämpfer der Taliban
Die Sicherheitskräfte im Regierungsviertel hatten erst mehrere Stunden nach dem Start der Attacke am Vormittag die Situation wieder unter Kontrolle. Die Gefahr eines Angriffs war in Kabul offensichtlich bekannt. Dem Parlament war vor Tagen mitgeteilt worden, dass Aufständische gepanzerte Fahrzeuge gestohlen hätten mit dem Ziel, einen Anschlag zu verüben. Eines der Fahrzeuge sei am Montag eingesetzt worden, sagte ein Parlamentarier. Die Sicherheitsvorkehrungen waren eigens verstärkt worden.


Das Kommando der Aufständischen, dem nach Angaben eines Taliban-Sprechers etwa 20 Kämpfer angehörten, hatte ein Gebäude eines Einkaufszentrums nahe dem Palast von Präsident Hamid Karzai besetzt. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen. Fernsehbilder zeigten das in Flammen stehende Einkaufszentrum, über dem Areal stiegen dichte dunkle Rauchwolken auf. Anrainer mussten fliehen. Vor einem anderen Einkaufszentrum zündete ein Selbstmordattentäter die in seinem Auto deponierten Sprengsätze. Dabei starben mehrere Polizisten und Sicherheitskräfte, wie aus den Sicherheitskreisen verlautete. Eine Rakete schlug zudem in der Nähe eines Kinos ein.

Regierungszentrum abgesperrt
Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte, zwei Selbstmordattentäter hätten sich vor dem Präsidentenpalast in die Luft gesprengt. Zwei weitere seien von afghanischen Sicherheitskräften getötet worden. Nach Angaben des privaten Fernsehsenders Tolo soll sich ein weiterer Selbstmordattentäter in der Nähe des Außenministeriums in die Luft gesprengt und mehrere Menschen mit in den Tod gerissen haben. Nach Berichten von Augenzeugen soll es weitere Explosionen gegeben haben, bei denen Selbstmordattentäter beteiligt waren. Die Zahl der Opfer war zunächst unbekannt.

Rückeroberung
Mehrere Stunden nach dem Angriff seien "nahezu alle" von den Aufständischen besetzten Gebäude wieder in der Hand der Sicherheitskräfte, sagte ein Ministeriumssprecher. Diese suchten nach restlichen Taliban, die sich darin versteckt halten könnten. Ein Taliban-Sprecher hatte sich zuvor per Telefon von einem geheim gehaltenen Ort zu dem gezielten Angriff auf Regierungsgebäude und den Präsidentenpalast bekannt.

Ein Sprengkörper habe auch den Garten des Serena Hotels getroffen, sagte ein Gast. In dem einzigen Fünf-Sterne-Hotel Afghanistans steigen zahlreiche westliche Diplomaten und Journalisten ab. Die Gäste seien zu ihrer eigenen Sicherheit in den Keller des Hotels gebracht worden. Der Taliban-Sprecher behauptete, mehrere Ausländer seien bei dem Angriff auf das Hotel getötet worden. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.

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