Flugzeugentführung

Türkei-Besuch des Papstes immer kritischer

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Erst die Drohung des Papst-Attentäters Ali Agca, jetzt der Appell eines "bekennenden Christen": Benedikt steckt vor seiner Türkei-Reise in einer misslichen Lage.

Papst Benedikt XVI., der vom 28.-30. November einen Besuch in der Türkei plant, verfolgte die Nachrichten über die Flugzeugentführung von seinem Sommersitz in Castel Gandolfo aus mit Unbehagen: Ein türkischer Luftpirat, der als Wehrdienstverweigerer den Pontifex um Hilfe bittet - so etwas gab es bislang noch nie. Der Appell eines "bekennenden Christen" bringt Benedikt nun in eine missliche Lage.

"Reise fix"
Noch beharrt der Vatikan auf der Reise. Bereits nach den Irritationen um die päpstlichen Islam-Äußerungen in Regensburg betonten Kurienkardinäle, die Reisepläne blieben unverändert bestehen. "Gerade jetzt ist der Dialog mit dem Islam wichtiger denn je", heißt die Marschroute. In Ankara sieht man die Dinge ähnlich. Doch hinter den Kulissen gehen im Vatikan leise Zweifel um.

Reise steht unter keinem guten Stern
Und schon vor dem Eklat mit dem Flugzeugentführer versprach die Türkeireise Joseph Ratzingers schwierig zu werden:

- Zunächst hatte der orthodoxe Patriarch Bartolomaios I. bereits für Ende 2005 zum Besuch nach Istanbul geladen. Doch die christliche Eigenmächtigkeit gefiel der Regierung in Ankara nicht. Sie lud umgehend für ein Jahr später ein.

- Die Türkei war eines der ersten islamischen Länder, die empört auf das Zitat eines byzantinischen Kaisers in Benedikts Rede reagierten. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan forderte den Papst zur Entschuldigung auf.

- Der in der Türkei einsitzende Ali Agca, der 1981 ein Attentat auf Papst Johannes Paul II verübt hatte, hatte Benedikt gewarnt.

- Als besonders brisantes Thema zwischen Ankara und dem Vatikan gilt der geplante türkische EU-Beitritt. Seitdem er Papst ist, meidet Ratzinger das Thema. Als Kardinal war er noch deutlich dagegen.

- Ultranationalistische Kreise skandieren: "Wir wollen den Papst in unserem Land nicht haben".

- Bei der Ankunft auf dem Flughafen von Ankara wird es jedenfalls keine offizielle Zeremonie mit Politikern geben - so kühl empfing nicht mal Kommunistenchef Fidel Castro Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. auf Kuba.

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